Zum Inhalt springen
1. Januar 2000 / Polar-Journal

Auswirkungen des Tourismus auf die Pinguine

Einen gesamten Kontinent könnten die Naturschützer des WWF vor der Zerstörung gerettet haben – die Antarktis. Nachdem Japan als letztes von 26 Ländern das Umweltprotokoll zum Schutz der Antarktis unterzeichnet hat, tritt dieses Abkommen derzeit in Kraft. Damit ist zumindest für die nächsten 50 Jahre das Bohren nach Öl und das Schürfen nach Erzen auf dem eisigen Kontinent verboten. Die in der Antarktis arbeitenden wissenschaftlichen Stationen müssen ihren Müll gut entsorgen, dürfen das Meer und natürlich auch das Land nicht verschmutzen und müssen bestimmte besonders geschützte Regionen respektieren. Insbesondere soll die Artenvielfalt erhalten bleiben.
Mit Sorge betrachtet der WWF allerdings den Tourismus. Zwar reisen bisher sehr wenige Menschen auf speziellen Kreuzfahrten in die Antarktis. Aber ihre Zahl wächst rasch. Ob die neugierigen Touristen vor allem die Tiere des Kontinents stören, weiss derzeit niemand. Zwar gab es vor einigen Jahren mehrere Experimente, bei denen mit speziellen Sonden der Herzschlag von Pinguinen während der Anwesenheit von Menschen gemessen wurde. Allerdings wurde nur die Reaktion auf die Annäherung einzelner Personen getestet. Touristen aber treten in der Antarktis normalerweise nur in grösseren Gruppen auf.
Weitere Erkenntnisse zu den Pinguinen haben die Vogelexperten Boris Culik und Rory Wilson vom Kieler Institut für Meereskunde erarbeitet. Die Wissenschaftler vermuten, dass Touristen die Pinguine in der Antarktis nicht allzu stark beeinflussen. Nach ihren Untersuchungen werden Kaiserpinguine mit grossen Küken erst nervös, wenn sich ihnen Menschen auf mehr als drei Meter nähern. Brüten die Tiere gerade ihre Eier aus, akzeptieren sie sogar die Anwesenheit eines Menschen in nur 80 Zentimeter Entfernung.
Da aber auch nach dieser Untersuchung die genaue Reaktion auf grössere Gruppen unbekannt ist, halten die Touristikunternehmen bei ihren Exkursionen auf das ewige Eis freiwillig einen Sicherheitsabstand von zehn Metern ein. Aus dieser Entfernung liefern die Teleobjektive der Hobbyfotografen noch hochwertige Tierbilder, während die Pinguine die klickenden Apparate und surrenden Videokameras anscheinend ignorieren.
„Das ist in Ordnung“. „kommentiert Pinguinfachmann Culik die derzeitige Situation. Bis auf weiteres sollten daher dem boomenden Antarktis-Tourismus keine Sanktionen drohen. Allerdings müsste die Wirkung der Menschen auf andere Tiergruppen noch weiter untersucht werden.