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1. Januar 2000 / Polar-Journal

Aufbau Basislaboratorium der DDR 1975/76

Aufbau des antarktischen Basislaboratoriums der DDR
Die DDR führte seit Jahren Forschungen im Rahmen der sowjetischen Antarktisexpeditionen durch, und soweit es möglich war, wurden auch eigene Untersuchungen vorgenommen. Diese mehr oder weniger regelmässig durchgeführten Arbeiten liessen den Wunsch nach einem DDR-eigenen Basislaboratorium laut werden. Die DDR-Forschungen sollten sich auf geophysikalische Beobachtungen konzentrieren. Dazu war es notwendig, einen Standort zu finden, an dem die vorgesehenen funktechnischen, optischen und chemischen Messungen möglichst störungsfrei durchgeführt werden konnten. Zum anderen musste dieser Standort im Bereich sowjetischer Stationen liegen, da man auf die logistische Unterstützung im Rahmen der Sowjetischen Antarktis-Expeditionen angewiesen war. Unter mehreren Möglichkeiten wählte das Zentralinstitut für Physik der Erde bei der Akademie der Wissenschaften der DDR einen Bauplatz in der Schirmacher-Seenplatte aus. Ober die in der Nähe befindliche sowjetische Station Nowolasarewskaja konnte die logistische Betreuung erfolgen.
Der Bauplatz für das DDR Basislaboratorium wurde etwa 1,5 km östlich der sowjetischen Station Nowolasarewskaja auf der Position 70°46’S – 11°54’0 auf felsigem Untergrund in 106 m Höhe über NN festgelegt. Es sollte ein Containerkomplex entstehen, der ,fünf bis sieben Wissenschaftlern Unterkunft und Arbeitsraum bot.
m-dd968Im September 1975 brachte das M/S „Satow“ der Deutschen Seereederei die in der DDR gefertigten Container, die man auf Transportschlitten setzen konnte, von Rostock nach Leningrad. Dort wurde das 150 t schwere Expeditionsgut auf den eisgängigen sowjetischen Frachter M/S „Kapitän Markow“ verladen. Am 20.10.1975 verliess das Schiff, auf dem sich auch die deutsche  Überwinterungsgruppe befand, Leningrad mit Kurs auf die Antarktis. Am 23.11.1975 wurde der südliche Polarkreis passiert und später am Eisrand der Prinzessin-Martha-Küste das Baumaterial für die sowjetische Sommerstation Druschnaja ausgeladen. Diese Station sollte zukünftig in den antarktischen Sommermonaten, von Dezember bis Februar, sowjetischen Wissenschaftlern als Unterkunft dienen. Während der Aufenthaltes an der Eiskante vor Druschnaja besuchten die Wissenschaftler auch die in der Nähe liegende britische Station Halley. Am 16.12. waren die Aufbauarbeiten fast abgeschlossen, und die „Kapitän Markow“ setzte ihre Reise fort. Bevor sie aber die Deutschen mit ihrem Baumaterial absetzen konnte, musste das Schiff zum Bunkern nach Fremantle in Australien.
Am 6. Februar 1976 erreichte M/S „Kapitän Markow“ die Eiskante vor dem Dronning-Maud-Land, und zwei Tage später konnten die Entladearbeiten beginnen. Der Schlittenzug mit den Containern legte den ca. 100 km langen Weg landeinwärts zum vorgesehenen Bauplatz in 36 Stunden zurück. Die Wohncontainer waren so konstruiert, dass sie von den Bauleuten schon auf diesem Weg als Unterkunft genutzt werden konnten. In der Schirmacher-Seenplatte wurden die Container unter Leitung des Physikers Dr. Hartwig Gernandt aus Lindenberg zu einem Verbundsystem montiert. Dabei dienten die Transportschlitten als Fundament. Der Container mit dem Dieselaggregat versorgte schon in der Aufbauphase die entstehende Station mit Strom.  Nach Abschluss der Bauarbeiten, am 21.4.1976, bestand der DDR-Basislaboratoriumskomplex aus einem grossen Containerverband mit Wohn- und Aufenthaltsräumen, Toilette, Wasseranlagen, einer Notküche und einem Mess- und Fotolabor. Das Dieselelektroaggregat war aus Sicherheitsgründen abseits der grossen Containerburg stationiert. Ein Rettungscontainer, der für den Notfall mit allem Erforderlichen ausgestattet war, stand ebenso zur Verfügung wie ein kleines Tanklager und ein ansehnlicher Antennenpark mit einer 30 m hohen Delta-Antenne.
Das Basislabor war nur mit einer Notküche ausgerüstet, und so nahmen die DDR-Wissenschaftler ihr Mittag- und Abendessen in der nahegelegenen sowjetischen Station Nowolasarewskaja ein. Dort wurden auch die sanitären und medizinischen Einrichtungen genutzt, und die Funkstation sorgte zunächst noch für den nötigen Kontakt mit der Heimat und anderen Forschungsstationen in der Antarktis. Diese gemeinsame Nutzung gleicher Einrichtungen trug viel zum kameradschaftlichen Zusammenleben mit den sowjetischen Forschern bei. Während der nächsten Saison wurde das DDR-Basislabor weiter ausgebaut. Das gerade beginnende Forschungsprogramm“ Isotope in der Natur“ erforderte ein chemisch-analytisches Labor, und um den erhöhten Energiebedarf zu decken, musste die Dieselelektrostation erweitert werden. Dr. Gernandt führte die ersten kontinuierlichen Beobachtungen im Rahmen eines umfangreichen Ionosphären-Forschungsprogramms durch, das vom Zentralinstitut für solar-terrestrische Physik, Observatorium Juliusruh, Dr. Grafe und Dr. Brehmer, erstellt worden war. Die Wechselwirkungen zwischen Magnetosphäre, Ionosphäre und Hochatmosphäre sollten erforscht werden. Ausserdem weiteten die deutschen Wissenschaftler ihre Programme aus und begannen mit Forschungen auf dem Gebiet der Isotopenphysik.

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