Joint Services Expedition 1971 und 1984
Joint Services Expedition 1971 nach Elephant Island
Joint Services Expedition 1983-85 auf Brabant Island
Es ist bemerkenswert, dass es selbst Ende des 20. Jahrhunderts noch Gebiete unerforschten Landes auf der Erde gibt. Eines der letzten dieser Gebiete war die Brabant-Insel in der Antarktis. Heute hat jedoch sogar sie eine Postgeschichte.
Südlich der Süd-Shetland-Inseln, an der Nordwestküste der Antarktischen Halbinsel, befindet sich die Gerlache-Strasse. Heutzutage ist dies ein bevorzugtes Touristenziel, denn sie stellt einen der dramatischsten Höhepunkte antarktischer Szenerien dar. Auf der einen Seite der Gerlache-Strasse liegt das gebirgige Festland Antarktikas, während seewärts die Anvers-Insel (auf der die US-amerikanische Palmer-Station liegt) und die Brabant-Insel steil aufragen.
Die Brabant-Insel erstreckt sich ca. 50 km in Nord-Süd-Richtung und misst in der Breite durchschnittlich 15 km. Im Westen ist sie sehr steil, und ihre Berggipfel erheben sich bis über 2000 m über dem Meer. Sie ist schneebedeckt, Gletscher stürzen über steile Felshänge und brechen tief unten als Eisberge ins Meer. Vielleicht waren es dieser abweisende Anblick eisiger Felsstürze, Stürme und fehlende Vegetation, die die frühen Seefahrer abschreckten. Zumindest beanspruchte keiner dieser frühen Entdecker das Recht der Entdeckung für sich. 1821 mag Kapitän John Davis sie zwar gesichtet haben, aber das ist nicht sicher. Walfänger und Robbenschläger werden sie während des 19. Jahrhunderts zuweilen besucht haben, aber wenn sie es taten, wurde auch davon nichts überliefert. Die erste bekannte Landung auf der Brabant-Insel erfolgte erst im Januar 1898 durch den berühmten belgischen Antarktisforscher Adrien de Gerlache. Mit ihm zusammen befanden sich andere, später berühmte Forscherpersönlichkeiten, wie Amundsen und Dr. Cook, auf dieser “Belgica”-Expedition, so genannt nach dem Namen des Expeditionsschiffes BELGICA: Diese Expedition landete nicht etwa nur für eine kurze Stippvisite auf der Brabant-Insel ein, sie blieb fünf Tage dort und lebte in einem Zeltlager; für die damalige Zeit war das etwas Neues in der Antarktisforschung. Der Aufenthalt war aber wohl nicht sehr gemütlich, denn von da an bis in die 80er Jahre unseres Jahrhundert waren nur sporadische Besuche der Brabant-Insel zu vermerken.
Erst jetzt änderte sich die Lage. Als sich der britische Marineoffizier Commander Chris Furse mit der British Antarctic Survey traf, um Möglichkeiten einer Antarktisexpedition zu besprechen, ergab sich der Gedanke an eine interdisziplinäre Expedition (Joint Services Expedition) nach der Brabant-Insel. Besonders bemerkenswert daran war die vorgesehene Dauer von einem Jahr, und das ohne feste Stationsgebäude! Die ganze Expedition sollte das Jahr in Zelten verbringen, sogar während des antarktischen Winters. übrigens war einer der Expeditionsteilnehmer und Überwinterer ein Enkel des ersten Erforschers der Insel: François de Gerlache.
Philatelistische Betreuung und Expeditionspost Obwohl die Verwendung von Zelten als Expeditionsunterkünfte die Kosten niedriger hielt, waren doch erhebliche Mittel erforderlich. Ein (nicht mehr ganz ungewöhnlicher) Weg war, Mittel durch den Verkauf spezieller Sammlerbriefe zu erzielen. Für diesen Zweck wurden etwa 4.000 Briefumschläge gedruckt. Zusätzlich gab der Gouverneur der Falkland-Inseln, Sir Rex Hunt, die Genehmigung, ein Zweigpostamt des Britischen Antarktis-Territoriums zu betreiben. Ende 1983 lief die Expedition an Bord des Antarktis-Versorgungsschiffs HMS ENDURANCE aus und erreichte die Brabant-Insel Mitte Februar 1984, wo sie auch erfolgreich an Land gehen und das Expeditionslager aufbauen konnte. Am 17. Februar wurde das Postamt offiziell im Beisein von Sir Rex Hunt in einem Zelt des Hauptlagers eröffnet. Die Geschäfte des Postamtsleiters waren Cdr. Chris Furse übertragen worden. Auf fachliche Inkompetenz ist es zurückzuführen, dass bei Anfertigen der Ersttagsbriefe einige Fehler passierten. Einige wurden falsch mit dem Stempeldatum 17 FEB 1983 datiert, während andere die Jahreszahl 1994 trugen. Das wurde aber bald behoben. Alle Briefe wurden mit einem besonders gestalteten Poststempel BRABANT ISLAND versehen, der sich wesentlich von den sonstigen Einring-Stempeln des Britischen Antarktis-Gebietes dadurch unterscheidet, dasser grösser ist und in der oberen und unteren Hälfte je ein Segment aufweist. Während des einjährigen Aufenthalts wurden die Briefumschläge zu bestimmten Ereignissen mit besonderen Nebenstempeln versehen und postalisch gestempelt, zum Beispiel der Erstbesteigung des Mt. Perry, der geglückten Überwinterung, dem Wechsel des verantwortlichen Postmeisters, Hinweise auf Hubschrauberbeförderungen. Bis zur offiziellen Schliessung des Postamts entstanden so zahlreiche weitere Belege, die jetzt die Sammlungen in aller Welt bereichern.