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30. Oktober 2007 / Polar-Journal

– 2007 – 10 Chile reaktiviert Station

25.10.2007 [CL][GB][AR] Reaktion auf britische Pläne: Chile will verlassene Antarktis-Station wieder eröffnen

Das Ringen um Rohstoffvorräte in der Antarktis hat begonnen: Nachdem Grossbritannien Ansprüche auf ein grosses Areal angemeldet hat, wird nun auch Chile aktiv. Eine seit Jahren verlassene Marinebasis soll wieder eröffnet werden – als direkte Antwort auf die britischen Pläne.
Der Ärger war programmiert: Gerade einmal eine Woche dauerte es, bis das erste Land auf das Vorhaben Grossbritanniens reagierte, ein riesiges Areal vor der Küste der Antarktis zum britischen Territorium zu erklären. Die Londoner Regierung will bei der Uno Ansprüche auf ein unterseeisches Territorium von einer Million Quadratkilometern stellen.
Nun hat sich die Chile zu Wort gemeldet. Das Land wolle eine stillgelegte Marinebasis in der Antarktis wieder eröffnen, sagte Senator Roberto Munoz der Nachrichtenagentur Reuters. Die Basis Arturo Prat liegt auf einer Insel, die der Antarktischen Halbinsel vorgelagert ist. Sie wurde vor fünf Jahren aus Budgetgründen geschlossen. 2008 sollen dort Forscher einziehen, erklärte Munoz.
Das Budget werde noch im November bestätigt, sagte der Senator weiter und wies ausdrücklich auf einen Zusammenhang mit „Ankündigungen anderer Länder“ hin, die ihre Territorien in der Antarktis vergrössern wollten. Laut Munoz sind die chilenischen Pläne sowohl von allen politischen Parteien als auch vom Militär gedeckt.
„Wir halten es für extrem wichtig, dass diese Basis zurück in die Hände der chilenischen Marine kommt“, sagte Sergio Romero, der als Senator für die rechte Opposition im Kongress sitzt. Romero hatte sich bereits am Dienstag mit dem Marinechef Rodolfo Corvina getroffen, um die Reaktivierung der Station zu besprechen. Die Arturo-Prat-Basis, benannt nach einer chilenischen Marine-Legende, soll gemeinsam mit dem Antarktis-Institut des Landes betrieben werden und ein Forschungszentrum beherbergen.

Gebiete von mehreren Ländern zugleich beansprucht
Die Ansprüche Grossbritanniens und Chiles auf Teile der Antarktis sind rechtlich fragwürdig. Die beiden Länder hatten 1959 gemeinsam mit zehn weiteren Staaten den Antarktisvertrag unterschrieben. Er macht den weissen Kontinent zu einer Art Niemandsland, einem „dem Frieden und der Wissenschaft“ gewidmeten Naturreservat, wie es in dem Vertrag heisst. Territoriale Forderungen werden ausdrücklich nicht anerkannt.
Laut Medienberichten beruft sich die britische Regierung bei ihren Ansprüchen auf Artikel 76 der Uno-Seerechtskonvention. Mit diesem Paragrafen begründet auch Russland seine Rechte auf ausgedehnte Regionen am Nordpol. Das Seeterritorium eines Landes kann demnach so weit reichen wie sein Festlandsockel. Russland hat beispielsweise erklärt, der sogenannte Lomonossow-Rücken reiche bis zum Nordpol, damit gehörten die Gebiete auch zu Russland.
Am Nordpol drängen bereits neben Russland die USA, Kanada, Dänemark und Norwegen zu den Öl- und Gasfeldern – der Streit um Gebietsansprüche scheint sich nun am Südpol fortzusetzen. Nicht nur Chile und Grossbritannien, auch Argentinien, Brasilien, Norwegen, Frankreich und Neuseeland hegen Ambitionen auf dem eisbedeckten Kontinent. Die Ansprüche ruhen jedoch – wegen des Antarktisvertrages.

Verkompliziert wird der Lage dadurch, dass manche Teile der Antarktis gleich von drei Staaten als ihr Eigentum betrachtet werden, beispielsweise von Grossbritannien, Chile und Argentinien

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