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30. Januar 2012 / Polar-Journal

– 2012 – 01 Entdeckung in Tiefsee, Iran – Station, Chilenische Ansprüche

04.01.2012 [-a, -r] Entdeckung in der Tiefsee: An den Schloten der Hölle

Mit einem ferngesteuerten U-Boot haben Forscher eine Oase des Lebens vor der Antarktis untersucht – sie unterscheidet sich stark von bekannten Tiefsee-Ökosystemen. An extrem heissen Quellen existieren seltsame Gemeinschaften: fahle Kraken, Yetikrabben und räuberische Seesterne.
Im Südlichen Ozean, rund 200 Seemeilen südöstlich der Insel Südgeorgien, kämpft sich das britische Forschungsschiff James Clark Ross mühsam durch die raue See. Der südliche Sommer zeigt sich im Jahr 2009 nicht von seiner besten Seite. „Wir hatten einige ziemlich heftige Stürme“, erinnert sich der Meeresbiologe Alex Rogers von der Oxford University. „Mit bis zu 16 Meter hohen Wellen.“ Keine optimalen Arbeitsbedingungen.
Die Forschungsfahrt hat ein besonderes Ziel. Rogers und seine Kollegen sind auf der Suche nach heissen Quellen in der antarktischen Tiefsee. Die Wissenschaftler nehmen dazu den East Scotia Ridge ins Visier, einen ozeanischen Rücken, der sich über mehrere hundert Kilometer auf der unterseeischen Erdkruste erstreckt. Sobald sich das Wetter etwas beruhigt, lassen die Experten Kameras und Messstationen an Kabeln zum Meeresboden herab – und machen eine atemberaubende Entdeckung.
In 2300 bis 2600 Metern Tiefe stossen die Forscher auf starke hydrothermale Aktivität. Über 350 Grad Celsius heisses, mineralreiches Wasser sprudelt aus dem Boden und bildet durch Ablagerung skurrile Schlote. Aber das ist nicht alles. An den Quellen wimmelt es von Tieren. Im Licht der Scheinwerfer erscheinen seltsame Krabben, Seeanemonen, Schnecken, Seesterne und sogar gespenstisch weisse Kraken. „Wirklich aufregend“, schwärmt Alex Rogers. „Es war ein einzigartiges Erlebnis, diese Lebensgemeinschaften zu sehen, die zuvor noch nie ein Mensch erblickt hatte.“
Genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass die dort lebenden Yetikrabben eine Schwester-Art von Kiwa hirsuta sind, die an heissen Quellen im Indischen und Pazifischen Ozean vorkommt. Die Trennung zwischen den beiden Spezies dürfte den Analysen nach vor mehr als zwölf Millionen Jahren stattgefunden haben. Das müsste demnach der Zeitpunkt der Erstbesiedlung des East Scotia Ridge durch Yetikrabben gewesen sein.
Viele andere typische Bewohner von Tiefseequellen haben das Gebiet anscheinend nie erreicht. Als mögliche Ursachen kommen die das Polgebiet umkreisenden Antarktischen Meeresströmungen in Frage, sagt Alex Rogers. Sie hätten den East Scotia Ridge vermutlich weitgehend von den anderen Ozeanen isoliert. So konnte die Evolution dort eigene Wege gehen und neue Arten hervorbringen.

11.01.2012 [-u] Iran plant Forschungsstation in der Antarktis

Es wäre ein ambitioniertes Vorhaben: Iran will angeblich in die Antarktisforschung einsteigen. Sämtliche Ausrüstung will das Land einem Bericht zufolge selbst entwickeln – neben Winterkleidung auch einen Eisbrecher, Bohrgerät und eine Forschungsstation.
Iranische Wissenschaftler sind bislang in der Polarforschung kaum in Erscheinung getreten. Das soll sich nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur ISNA ändern, die über Neuigkeiten aus der Forschung des Landes berichtet.
In sechs Schritten wolle sein Land auf dem Südkontinent Fuss fassen, zitiert ISNA den Direktor des Iranischen Nationalinstituts für Ozeanografie (INIO), Vahid Chegini. Zunächst sollten dem Bericht zufolge geeignete Transportmittel und Bohrgerät gebaut werden. Auch Winterkleidung solle für das Vorhaben eigens entwickelt werden.
Die Koordination des Antarktisprojekts solle ein noch zu gründendes Nationales Antarktis-Forschungszentrum übernehmen. Das Institut würde dann auch die Konzeption einer eigenen Forschungsstation übernehmen, zu der iranische Wissenschaftler zusammen mit ausländischen Forschern geschickt werden könnten, berichtet ISNA.
Der vierte Schritt des Plans sieht den Bau eines Eisbrechers vor. Danach würde die Arbeit in der Antarktis beginnen können, heisst es. Wann das sein könnte, schreibt die Agentur aber nicht. Iran denkt demzufolge auch über einen Beitritt zum internationalen Antarktisvertrag nach, dem bislang 49 Staaten angehören. Er regelt die Nutzung des Kontinents.

16.01.2012 : [-j, CL] Chilenische Ansprüche auf die Antarktis

Der chilenische Präsident Sebastian Pinera, der sich auf einer dreitägigen Antarktis-Reise befindet, vertritt die Auffassung, dass ein Teil der Antarktis zum chilenischen Territorium gehört, was bereits im chilenischen Recht verankert ist.
Bei seinen Besuchen in chilenischen Antarktis-Stationen hat Pinera die „territorialen Ansprüche von Chile in der Antarktis“ hervorgehoben. In einer Mitteilung seines Pressedienstes heisst es, dass „die chilenische Antarktis eine Fläche von 1,25 Millionen Quadratkilometern umfasst“. Ihre Grenzen seien „vom Dekret 1747 des Aussenministeriums vom 6. November 1940 festgelegt“.
Während seiner Antarktis-Reise verkündete der Präsident ein „langfristiges Antarktis-Programm“, das „auf der Basis von Analysen des Antarktis-Instituts, des Politischen Komitees der Antarktis und unserer Streitkräfte zusammengestellt wurde“.
Dem Verteidigungsminister und den Chefs einzelner Waffengattungen, die den Präsidenten bei der Antarktis-Reise begleiten, erteilte er den Auftrag, Möglichkeiten für die „optimale Unterbringung eines neuen Stützpunkts innerhalb des Polarkreises“ zu erwägen.
Ausserdem soll die chilenische Region Magallanes im Süden des Landes, einschliesslich der Städte Punta Arenas und Puerto Williams „als bequeme und privilegierte Häfen für den Zugang zum Antarktischen Kontinent“, verstärkt entwickelt werden. Im Raum von Magallanes soll ferner ein Zentrum für den Antarktis-Tourismus eingerichtet werden.
Alle chilenischen Forschungsstationen auf der Antarktis liegen hinter dem Polarkreis. Die grösste davon, „Presidente Eduardo Frei Montalva“.

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