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1. Januar 2000 / Polar-Journal

Antarktisvertrag nach 1991

1961 trat nach Ratifizierung der 12 Erstkonsultativstaaten der Antarktisvertrag in Kraft. Im November 1990 kamen im chilenischen Vina del Mar 32 Vertrags staaten zu einer Antarktiskonferenz zusammen. Bei dieser Konferenz sollten nach dreissigjährigem politischen und juristischen Vertragsgerangel die Weichen für die Antarktis neu gestellt werden: entweder in die Richtung Ausbeutung der auf Antarktika vermuteten Bodenschätze wie Zink, Platin, Gold, Uran, Nickel, Kupfer und Kohle oder in die Richtung eines Naturschutzgebietes „Weltpark Antarktis“.

1988 war im neuseeländischen Wellington das unterschrittsreife Abkommen CRAMRA (Convention on the regulation of Antarctic mineral resources activities) Inhalt einer Antarktiskonferenz. In diesem sog. Wellington-Abkommen ist der antarktische Bergbau erlaubt, wenn alle Signatarstaaten des Antarktisvertrages ohne Ausnahme zustimmen. Frankreich und Australien als Signatarstaaten weigem sich, irgendeiner Rohstoffgewinnung zuzustimmen, unter welchen Bedingungen auch immer. Sie setzen sich bereits seit Jahren für die Weltparkidee ein. Unterstützung erhielten die Befürworter des Naturschutzes für die Antarktis durch eine am 16. März 1989 vom Europäischen Parlament verabschiedeten Entschliessung. Die Parlamentarier aus Strassburg forderten. das noch weitgehend intakte Ökosystem der Antarktis unbedingt und um jeden Preis zu erhalten, jeglichen Abbau von Bodenschätzen zu verbieten.

Zudem wünschten sie eine strikte Begrenzung der Forschungstätigkeit. Heute unterhalten mindestens 25 Antarktisvertragsstaaten 42 wissenschaftliehe Dauerstationen. Im kurzen Antarktissommer sind sogar rund 100 Stationen besetzt. 4000 Wissenschaftler und Techniker halten sich dann auf dem Kontinent auf. Der US-Präsident Bush hatte erst im November 1990 ein Gesetz erlassen, das amerikanischen Bergbauunternehmen die Ausbeutung des weissen Kontinents untersagt. Auf der Antarktiskonferenz 1990 in Chile fanden Australien und Frankreich durch Belgien, Dänemark, Finnland, Griechenland, Italien. Neuseeland und Schweden Unterstützung für Naturschutzparkpläne.

Dagegen wollen Grossbritannien, Japan und einige südamerikanische Staaten die Möglichkeit des Rohstoffabbaues offenhalten. Die deutsche Bundesregierung tritt für einen möglichst weitgehenden Schutz der Antarktis ein, hat sich aber noch nicht endgültig festgelegt. Ohne Verbot der Ausbeutung der antarktischen Bodenschätze ist nach 18 Tagen die Konferenz in Vina del Mar zu Ende gegangen. Die Konferenzteilnehmer einigten sich auf ein Richtlinienpapier für ein internationales Abkommen zum Schutz der Antarktis vor Umweltzerstörung. Vom 16.-27. Juli 1990 fand in Säo Paulo (Brasilien) die 21. SCAR-Konferenz statt. Das wissenschaftliche Kommitee für Antarktisforschung veranstaltete dabei ein Symposium über antarktische Logistik und Operationen.

Amerikaner verhindern Antarktis-Abkommen (Madrid, 23. Juni). Das Veto der Vereinigten Staaten hat die Einigung auf ein umfassendes Umweltschutzabkommen für die Antarktis verhindert. Auf der Madrider Sonderkonferenz der 39 Mitgliedsstaaten des Antarktis-Vertrages, auf der das „Madrider Protokoll“ über den Schutz der Antarktis  vor wirtschaftlicher Ausbeutung abgezeichnet werden sollte, widersetzte sich die amerikanische Delegation zur Enttäuschung der anderen Staaten überraschend einer einvernehmlichen Lösung. Washington lehnte vor allem das angestrebte Verbot des Abbaus von Bodenschätzen in der letzten noch unberührten Region der Erde ab, die zu einer Art „Weltnaturschutzpark“ werden sollte. Der amerikanische Chefdelegierte Bohlen bat die anderen 38  Delegationen um Entschuldigung und sagte, seine Regierung brauche mehr Zeit zum Studium des Kompromisses, der das Protokoll retten sollte. Die spanischen Gastgeber schlugen eine Vertagung und eine neue Konferenz in den nächsten Wochen in Madrid vor, was eine Zustimmung der anderen Teilnehmer fand.