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1. Januar 2000 / Polar-Journal

Eingeschleppte Arten

Für die Gebiete südlich des 60. Breitengrades gilt ein absolutes Verbot für alle nicht einheimischen Tierarten, also auch für die Huskies oder Schlittenhunde:
Das Protokoll zum Antarktisvertrag über Umweltschutz (das sog. Madrider Protokoll) vom 4. Oktober 1991 bedeutete das Ende der Schlittenhundeära in der Antarktis. Im Rahmen zahlreicher Massnahmen zur Begrenzung der Umweltzerstörung durch den Menschen besagt der Vertrag, dass Hunde nicht mehr in das Gebiet des Antarktisvertrages gebracht werden können. Alle Tiere müssen bis zum 1. April 1994 entfernt sein.

Rentier : Diese Tiere der Arktis sind in der Antarktis nur auf Südgeorgien vertreten, wo es eine Rentierherde gibt, die von Norwegern dort in der Nähe ihrer Walfangstationen angesiedelt wurden. Rentierherden sind auch auf der knapp nördlich der antarktischen Konvergenz gelegenen Insel Kerguelen anzutreffen.


Im Südwinter 1971/72 wurden Rentiere von Südgeorgien nach Feuerland umgesiedelt.

Rentiere mit Jungen im Frühling

Renbulle im Herbst

Ren im Winter

Renherde im Spätwinter


Invasive Tierarten:

Ausrottung der Rentiere in Südgeorgien:

Die rund 3000 Huftiere trampeln einheimische Pflanzen nieder, was zu Erosionen und einer Gefährdung der Königspinguine und anderer Vögel führt. Ausserdem achten sie nicht darauf, wo sie hintreten und zerstören Vogelnester.

Nun sind von weit, weit weg, nämlich aus Norwegen, Hirten des Volkstammes der Samen angereist, um die Rentiere zu töten. Denn schliesslich waren es auch zwei Norweger, die 1911 mit der Ansiedlung der Rentiere auf der Insel begannen. Dies taten sie, damit sie, unterwegs auf dem Südpolarmeer als Walfänger, immer mit genug Frischfleisch versorgt waren. In zwei Sommern sollen die Tiere ausgerottet sein, ihr Fleisch wird auf den Falklandinseln zum Verkauf angeboten werden.

Ratten und Mäuse:

Die Rattenplage auf South Georgia

Mehr als 30 Millionen Seevögel – darunter Albatrosse, Sturmvögel und Pinguine – nutzen South Georgia deshalb als Brutplatz, hunderttausende Seelöwen und Seeelefanten die Insel als Kinderstube. Und auch zahlreiche Walfänger und Pelzjäger landeten im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Eiland an, um Proviant aufzunehmen, ihre Schiffe zu warten oder reiche Beute in der umliegenden See zu machen.
Mit sich brachten die Seefahrer jedoch unwillkommene Gäste: Ratten. Millionenfach haben sich die Nager seitdem vermehrt – mit verheerenden Folgen.
Der einzige Singvogel des Archipels, der Südgeorgien-Pieper (Anthus antarcticus), hält sich sogar nur noch auf einigen kleinen rattenfreien Felsen um die Hauptinsel und wenigen Enklaven auf South Georgia selbst. Viele der ortsansässigen, in Erdhöhlen brütenden Sturmvogelarten erleiden jährliche Gelegeverluste von bis zu 90 Prozent – keine Art verkraftet das auf Dauer.
Nun wird der Spiess umgedreht: In einer konzertierten Aktion wollen Mitarbeiter des South Georgia Heritage Trusts um Tony Martin von der University of Dundee ab 2011 mit der Nagerplage aufräumen. „Es ist das grösste Rattenbekämpfungsprogramm, das weltweit je gestartet wurde“, sagt Martin. „Und meine Aufgabe wird es sein, sie bis zur letzten Ratte zu erlegen, ohne dass andere Arten allzu grossen Schaden nehmen.“
Sein Team hat sich viel vorgenommen, denn South Georgia umfasst mehr als 3750 Quadratkilometer Fläche – ein Mehrfaches der neuseeländischen Insel Campbell, die Anfang des Jahrtausends rattenfrei gemacht wurde und als bisheriger Rekordhalter „nur“ 110 Quadratkilometer gross ist. Ausserdem durchzieht ein Gebirge South Georgia, dessen höchste Gipfel mehr als 2000 Meter aufragen.
Momentan unterteilen die Gletscher South Georgia jedoch noch in einzelne Segmente, die nach und nach von den Ratten befreit werden können – die dringlichsten zuerst. Und seit Naturschützer 1986 gezielt die erste Insel wieder nagerlos gemacht haben, hat sich auch die eingesetzte Technik stark verbessert.
Diese Kollateralschäden fürchten die Naturschützer am meisten: Schliesslich wollen sie keine Vögel vergiften, deren Schutz die ganze Aktion gilt. Neben aasfressenden Möwen hat Martins Team vor allem die Südgeorgien-Spiessente (Anas georgica georgica) im Visier: Sie existiert nur hier auf der Insel und könnte von den Getreideködern angelockt werden, in denen sich das Gift versteckt. Deshalb werden die ausgelegten Pellets blau gefärbt, was die Enten zumindest in Tests auf Distanz hielt, während sich die Ratten davon nicht abschrecken liessen.

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