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1. Januar 2000 / Polar-Journal

ANTARKTIS XVI 1998-99

ANTARKTIS XVI  1998-99 : “Polarstern” gut gerüstet in die AntarktisNach einer zweimonatigen Generalüberholung in der Lloyd-Werft in Brernerhaven startete dasdeutsche Polarschiff in der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember 1998 in die Antarktis. Der ersteFahrtabschnitt war zweigeteilt. Zunächst ging es bis nach Las Palmas (15.12.98 – 22.12.98). Aufdem Teilbereich bis Las Palmas erfolgte eine Abnahme und Überprüfung der Umbauten, die in der vergangenen Werftzeit ausgeführt wurden. Ferner wurde der Einsatz eines französischen Remotely Operated Vehicle (ROV, ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug) vorbereitet. Dazu waren französische Wissenschaftler und Techniker der Institute GENA VIR, IFREMER und TM an Bord. Ausserdem fand ein luftchemisches Messprogramm der Universität Ulm statt, welches bis nach Kapstadt andauerte. In Kapstadt kamen das neue Forscherteam und die Überwinterer  der Neumayer-Station an Bord der “Polarstern”. Neben Forschern aus zahlreichen deutschen Instituten waten Wissenschaftler aus Norwegen, Südafrika und Grossbritannien an Bord des Schiffes gegangen. Nach dem Entladen auf der Neumayer Station dampfte die “Polarstern” in Richtung Weddellmeer. Zunächst galt es beim Drescher-Inlet auf dem Riiser-Larsen-Schelfeis  ein Treibstoff-Depot für die deutschen Polarflugzeuge anzulegen. Am 26. Januar flog Fahrtleiter  mit dem Bordhubschrauber zur britischen Station Halley, als das Forschungsschiff in nur 30 Kilometer Entfernung vorbei fuhr. Südlich der Halleybase setzten die Deutschen eine Gruppe norwegischer Forscher auf dem Eis ab. Die Bergung der Filchner-StationEnde Januar war man bis auf 170 Kilometer an den driftenden Eisberg A-38 B mit der deutschen Sommerstation Filchner herangekommen. Der Fahrtleiter  flog am 28.1.99 mit einem BO-l05-Hubschrauber mit weiteren Spezialisten zur Filchner-Station, die man im gutem Zustand antraf. Vor Ort wurden weitere Schritte der Stationsbergung festgelegt. Am 31. Januar konnte die “Polarstern” am Eisberg A 38 B anlegen und mit dem Bordkran die drei Raupenfahrzeuge und Schlitten absetzen. Als erstes wurden die Fässer mit Treibstoff geborgen, die am 7. Februar an Deck der “Polarstern” gehievt wurden. Von der Verladestelle bis zur Filchner-Station waren rund 25 Kilometer zurückzulegen. Das Bergungsteam umfasste neun Personen . Der letzte Container der Filchnerstation wurde am 10. Februar von einem Pistenbulli von der Plattform gehoben. Das Stahlgestänge der Stationsplattform bleibt auf dem Eisberg zurück. Zuletzt wurden die Behelfsquartiere abgebaut und am 11. Februar 1999 an Bord der “Polarstern” genommen. Ursprünglich waren drei Wochen für die Stationsbergung eingeplant. Nach 10 Tagen war schon alles an Bord der “Polarstern” Die weitere Expedition ANT XVI/2 Schwerpunkt des wissenschaftlichen Programms während des 2. Fahrtabschnittes war die Ozeanographie. Am Kontinentalabhang westlich des Filchnergrabens barg man Verankerungen mit Strömungsmessern, die 1998 dort ausgebracht wurden. Mit einigen hydrographischenSchnitten erfassten die Ozeanographen den Austausch der Wassermassen zwischen dem Hohlraum unter dem Schelfeis und dem offenen Weddellmeer.  Zur Untersuchung der Eisbergdrift im Weddellmeer wurden 10  Eisberge mit Satellitensendern markiert, um sie über einen Zeitraum von einem Jahr zu verfolgen. Vier meteorologische Bojen brachte man auf Eisschollen aus, um das Bojennetz vom “International Programme of Antarctic BUOYS” zu vergrössern. Vor der Rückfahrt nach Kapstadt legte die “Polarstern” nochmals vor der Neumayerstation an, um Materialien und Personal der sommerlichen Feldprogramme an Bord zu nehmen. Seit dem 16. Februar 1999 besteht ein ständiger Datentransfer von der Neumayerstation zum AWI in Bremerhaven. In der Sommersaison bauten Techniker eine Sendestation auf, die die Deutsche Telekom konzipiert und gebaut hatte. Der glasfaserverstärkte Radom mit 5,50 m Durchmesser schützt die nachführbare Antenne, die auf einem sieben Meter hohen Stahlturm steht. Jetzt können zu jeder Zeit E-Mails, Telefongespräche, Messdaten und Bilder über Satellit nach Deutschland gesendet werden. Die neuen Überwinterer sind zwei Frauen und sieben Männer. Ein weiteres Fahrtziel  lag weit im Süden. Es war die Erforschung des antarktischen Zooplanktons, besonders des Krills im Weddellmeer bei 70° Süd. Diese Forschungen reihten sich in das internationale Programm “Global Ocean Ecosystem Dynamics” . Am 18. März 1999 um 20.00 Uhr legte die “Polarstern” mit 49 Wissenschaftlern aus verschiedenen Ländern, darunter 24 Forschern vom AWI, in Kapstadt ab. In der ersten Aprilhälfte 1999 erhielt die Expeditionsleitung einen besonderen Auftrag. Es musste die Fahrt in Richtung Neumayerstation aufgenommen werden. Dort hatte es ein tragisches Ereignis mit einem Todesfall gegeben. Mit grosser Betroffenheit und Bestürzung  gibt das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung bekannt, dass ein achtunddreissigjähriger Mitarbeiter des Teams auf der Neumayer-Station kürzlich überraschend nach einer schweren, sich schnell verschlechternden Krankheit aus dem Leben geschieden ist. Das Forschungsschiff “Polarstern” hat seine Forschungsarbeiten im Südpolarmeer unterbrochen und den Toten am 13. April bei der Neumayer-Station abgeholt. Seine Stelle (Koch) hat  ein Mitglied der Schiffsbesatzung der “Polarstern” übernommen. Das Schiff setzt derzeit seine Forschungsreise fort und wird am 10. Mai in Kapstadt eintreffen. Die Fahrt zur Station war notwendig. weil in diesem Fahrtabschnitt keine Helikopter an Bord waren. Trotz 50 cm starken Küsteneises konnte das deutsche Forschungsschiff bis an die 15 Meter hohe Schelfeiskante 18 Kilometer nördlich der Neumayer-Station vordringen. Die Stations mitglieder waren mit einem Pistenbulli bis an die Schelfeiskante gekommen, um den neuen Koch und Versorgungsgüter abzuholen. “Auf der Suche nach Krill” kann man die nächsten Forschungsaufgaben benennen. Wo sich der Krill im Herbst und Winter im Weddellmeer aufhält, war eine der Forschungsfragen. Besonders nachts machte das akustische Sonar der’ “Polarstern” Krillschwänne aus. Mit dem Bongonetz wurden Krillkrebse gefangen. In Aquarien werden Experimente zur Ernährungsweise, zum Stoffwechselumsatz und zur Anreicherung von Reservestoffen im Krill durchgeführt. Am 10. Mai 1999 erreichte die “Polarstern” wieder Kapstadt und legte an der Pier der Waterfront an.

Deutsche Polarflugzeuge zur Expedition ANT 1998-99:  Wieder haben die beiden deutschen. Polarflugzeuge den weiten Weg in die Antarktis zurückgelegt. Am 15. Dezember 1998 flogen die Maschinen von Punta Arenas (Chile) zur britischen Base Rothera  und anschliessend zur Neumayerstation. Von hier aus erfolgten Messflüge im Rahmen des “Easrem Margin Aerogeophisical Experiment” (EMAGE). Das sind Aeromagnetik- und Aerogravimetriemessungen über dem Kontinentalschelf der Princesse-Martha-Küste. Mit den Messergebnissen sollen weitere Daten für den Gondwanaaufbruch geliefert werden. Hinzu kamen noch Flüge für das “European Project for Ice Coring in Antarctica” (EPICA) im Dronning Maud Land, wo weitere Vorerkundungen für eine mögliche Tiefbohrung stattfanden. Die POLAR-4 stellte die Verbindung zu den Aussenlagern her und transportierte Eiskerne zur weiteren Untersuchung nach Neumayer. Des weiteren fand ein Aero-EMR-Flug (EMR = Electro.Magnetic Reflection) vom zentralen Dronning Maud Land bis nach Dome Fuji statt, wo ein datierter Eiskern bis in 2500 Meter Tiefe der Japaner vorliegt. Damit kann eine bessere Alterstiefenzuordnung des Eises erfolgen. An anderer Stelle wurde von einem internationalen Rettungsflug berichtet, wo ein verletzter Inder vom norwegischen Polarschiff “Polar Bird” mit einem südafrikanischen Helikopter zur Neumayerstation geflogen wurde, wo die POLAR-4 den Verletzten über die britische Halley Base (Nachtanken) zum Südpol flog, wo die Amerikaner den Weitertransport per Hercules-Maschine nach Neuseeland organisierten. Abschliessend startete ein geophysikalisches Flugprogramm zur Untersuchung der Eisstruktur und Eismächtigkeit der Berknerinsel. Dazu hatte die “Polarstern” Mitte Januar 1999 am Drescher-Inlet auf dem Rijser-Larsen-Schelfeis ein Treibstoff-Depot aufgebaut.

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