Rückbau Georg Forster Station
Umweltschutz am Beispiel des Rückbaus der „Georg Forster Station“
Als im Jahre 1991 das Entsorgungskonzept zwischen dem AARI in SI. Petersburg – dem Träger der russischen Antarktisforschung – sowie dem AWI in Bremerhaven – dem Betreiber der Georg- Forster-Station – nach der Wiedervereinigung 1989 beschlossen wurde, war das ein Ergebnis der Auflagen aus dem 1991 unterzeichneten Umweltprotokoll zum Antarktisvertrag. Initiatoren des Projektes waren Dr. Heinz Kohnen vom AWI und Dr. Valerie Lukin vom AARI. In einer dreijährigen Phase räumten Teams aus beiden Ländem gemeinsam die Altlasten aus 20 Jahren DDR-Basisstation (später Georg-Forster-Station) und der sowjetischen (russischen) Station Novolazarevskaya (errichtet 1962 in der Oase). Die Schätzungen des Entsorgungsumfanges, einschliesslich der Georg-Forster-Station beliefen sich auf etwa 1 000 Tonnen Material. Die Herkunft der einzelnen Materialien auf den 19 Deponien war ohnehin nicht nach
Herkunft zu trennen. Die Schirmacheroase zählte zu der am stärksten verschmutzten Region der Antarktis. Umweltschutz war hier wie für alte Forschungsstationen anderer Länder nicht selbstverständlich. So mussten Gefahrengüter (Öle), sowie Schrott, Baumaterial, alte Maschinen und Maschinenteile, Müll und Fahrzeuge entsorgt werden. Die Gefahrengüter wurden per Schiff nach Deutschland transportiert und entsorgt, nicht gefährliche Güter nach Süd-Afrika transportiert und dort entsorgt. Die mit den entsorgten Materialien gefüllten Container mussten in einem riesigen logistischen Aufwand zur Verladung 140 Kilometer an die Scheifeiskante
transportiert werden. Am Ende der Kampagne kamen 1.016 Tonne Altlasten zusammen.Am 16. Februar wurde das grösste Entsorgungsprojekt in der Antarktis, mit Zuschüssen der Bundesregierung, abgeschlossen.Die letzten Container verliessen 1996 an Bord des FS „Polar Queen“ die Antarktis. Von russischer Seite ist in der Station der Wille vorhanden, keine neuen Deponien entstehen zu lassen. Es wurden Geräte übergeben, mit denen Müll gesammelt, getrennt gepresst und trans-
portiert werden können. Die Schirmacheroase ist an einigen Stellen mit Schadstoffen belastet, die sich erst in vielen Jahren zersetzt und abgebaut haben. Die Teams aus beiden Ländem haben in harter, grösstenteils Handarbeit, in den drei Jahren grosses geleistet. Die Georg-Forster-Station wurde 1976 als Basislaboratorium errichtet und 1996 entsorgt – ein wehmütiges 20jähriges Jubiläum für viele ostdeutsche Wissenschaftler. In diesen Jahren des Forschungsbetriebes hatten die Forscher grosses intemationales Ansehen erreicht mit den Ergebnissen der Forschungen. Aus Kostengründen entschied man sich im AWI Bremerhaven die veraltete Georg-Forster-Station abzubauen und zu entsorgen. In der Oase existieren ohnehin schon zwei Überwinterungsstationen, die der Russen und Inder. Das AWI betreibt nur noch die 1992/93 komplett rekonstruierte Neumayer-Station in der Antarktis als Überwinterungsstation.
- 1994 : Die GEORG-FORSTER-Station wird abgebaut Die in der Schirmacher-Oase gelegene FORSTER-Station wird in den nächsten drei Jahren mit russischer Hilfe abgebaut. Das AWI stellt für diese Arbeiten rund 2,6 Mio. DM zur Verfügung. Einige deutsehe Wissenschaftler reisten mit Hilfe des russischen Forschungsschiffes „Michail Somow“ in der Saison 1993-94 in die Schirmacher-Oase. Eine weitere deutsche Forschungsgruppe reiste mit dem FS „Akadernik Federov“ zur Bunger-Oase in der Ostantarktis.
- 1995 : Ex-DDR-Basis Georg Forster dient aus: Das Alfred-Wegener-lnstitut (AWI) schliesst die Forschungsstation „Georg Forster“ in der Antarktis. DIe gerade zuriickgekehrte Expedition war die „letzte“ gewesen. Der Hauptgrund: Nach 20 Jahren gibt es rund um die Station nichts Neues mehr zu erforschen. Mit „Georg Forstet“ verschwindet jedoch auch ein Stück DDR-Geschichte aus dem ewigen Eis. Denn die Forschungsstation gehörte bis zur Wende und der Übernahme durch das Bremerhavener Polarinstitut dem ostdeutschen Zentralinstitut für Physik der Erde. „Mit Ossi-Wessi-Konflikt hat das überhaupt nichts zu tun“. Natürlich habe es ,,gewisse Spannungen“ zwischen den Potsdamer und Bremerhavener Wissenschaftlern gegeben, als über das Ende von „Georg Forster“ verhandelt wurde. Aber von dem Verdacht, die DDR-Vergangenheit solle nun sogar in der Antarktis ,,abgewickelt“ werden, ist nichts dran. Seit 1976 haben Ost-Forscher in der Schirmacheroase, einer eisfreien „Insel“ zwischen den mächtigen Eisbergen der Antarktis, Ozon-Sonden in die Stratosphäre geschickt und Sedimentproben aus dem Boden entnommen. Die Probleme waren logistischer Natur, die auch die letzte Expedition wieder beeinträchtigten: Eigentlich sollten die sieben Potsdamer Wissenschaftler im November von Kapstadt aus mit einem russischen Schiff Richtung Antarktis in See stechen, um dort im „warmen Sommer“ (Dezember bis Februar) für ihre Forschungen nutzen zu können. Doch die Russen konnten den Fahrplan nicht einhalten, so dass die Forscher erst Ende Januar in der Schirmacheroase eintrafen. als die Luft schon wieder eisig und der Boden gefroren war. Man kann es sich einfach nicht leisten, über 100 000 Mark in eine Expedition zu stecken, bei der am Ende wegen dem zu späten Beginn nichts viel rauskommt. Eine andere Transportmöglichkeit als russische Schiffe. Raupen und Hubschrauber gibt es in diesem Teil der antarktischen Einöde nicht Es ist aber vorgesehen, „Georg Forster“ noch für zwei bis drei Jahre als Sommerstation zu erhalten. Zur Zeit wird der mehrfach erweiterte Komplex auf seinen ursprünglichen Kern zurückgebaut und entrümpelt – Kostenpunkt: runde 2,5 Millionen Mark.
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