Sport Transantarctica
Transantarctica – Private und gesponserte Antarktisdurchquerungen
Transantarctica von Reinhold Messner und Arved Fuchs
Transantarctica 1989 mit Hundeschlitten
Eine internationale Antarktisexpedition warf seine Schatten voraus. Im antarktischen Frühling, ab Oktober 1989, ist eine einzigartige Expedition an der Hope Bay, an der Nordspitze der Antarktischen Halbinselgestartet . Sechs Teilnehmer aus sechs Ländern haben mit drei Hundeschlittengespannen mit je 14 Eskimohunden die Antarktis bis zur sowjetischen station Mirny durchquert.
Mirny soll am 1.März 1990 erreicht werden. Das sind rund 6000 Kilometer Wegstrecke, oft in 3500 m Höhe. Die Idee für dieses einmalige Unternehmen hatten der Amerikaner Will Steger, der 1986 mit Hundeschlitten den Nordpol erreichte, und der französische Arzt Dr.Jean-Louis Etienne, der auch als Nordpolbezwinger bekannt ist. Von sowjetischer Seite will der Mitarbeiter des Arktischen und Antarktischen Institutes Viktor Bojarski teilnehmen, der schon mehrere Male in der Antarktis überwinterte und sie hinreichend kennt. Ausserdem ist er ein guter Sportler. Weitere Teilnehmer werden aus Japan, Grossbritannien und Kanada erwartet.
Die Vorbereitung der Schlittenhunde liegt in den Händen von Will Steger. Im Frühjahr 1988 soll im US-Staat Minnesota an der kanadischen Grenze ein dreiwöchiges Trainingslager organisiert werden, wo die Fahrtechnik mit Hundeschlitten und die Betreuung der Eskimohunde geübt werden soll. Vom Mai bis Juni 1988 sind weitere Trainingsfahrten in Grönland geplant. Das wissenschaftliche Forschungsprogramm arbeitet das sowjetische AANI in Leningrad aus. Es sind meteorologische, glaziologische und medizinische Untersuchungen geplant. In einem „Iswestija“-Interview sagte B. Chimitsch, der Leiter der Staatlichen Arktischen und Antarktischen Seefahrtsverwaltung der UdSSR : „Dieses Vorhaben ist von symbolischer Bedeutung – es stellt ein Appell zur friedlichen Zusammenarbeit aller Länder, der Mitglieder der Vereinbarung zur Erforschung und Erschliessung der Antarktis zum Wohle der Menschen dar, damit die Antarktis für immer ein Kontinent der Freundschaft, des guten Zusammenwirkens und der gegenseitigen Hilfeleistung bleibe.“
Transantarctica 1990
Wie die Idee geboren wurde: Als 1986 der französische Sportmediziner Dr.Jean-Louis Etienne allein auf Ski vom Ward Hunt in Kanada zum Nordpol lief, begegnete er unterwegs den Amerikaner Will Steger, der mit einer Hundeschlittenexpedition auch zum Nordpol wollte. An jenem Aprilabend besprachen sie eine Expedition, die quer durch die Antarktis führen sollte. Vorsorglich tauschten sie die Telefonnummern aus. Später hat Will Steger in Frankreich angerufen und die Idee der Durchquerung Antarktikas nahm Gestalt an. ln dreieinhalb Jahren wurde das 10 Millionen teure Projekt vorbereitet.
Die Vorbereitungen : Es sollte eine internationale Expedition werden,die dem 30.Jahrestag des Antarktisvertrages gewidmet war. Der 6400 km lange Marsch sollte auf die wissenschaftliche und ökologische Bedeutung des bisher von Ausbeutung weitgehend verschonten Südpolargebiet hinweisen.
Zu den Expeditionsteilnehmern gehörten:
Will Steger (USA),
Jean-Louis Etienne (Frankreich),
Victor Borjarski (UdSSR),
Jeff Sommers (Grossbritannien),
Keizo Funatso (Japan) und
Qin Dahe (China).
Der Russe Bojarski und der Chinese Dahe sind Glaziologen, der erstere am AANII in Leningrad, der Chinese am Gletscher-Institut in Lanzhou. Will Steger ist Schlittenhundespezialist, der die 42 Hunde trainierte. J.Sommers arbeitete beim British Antarctic Survey. Der Franzose Etienne wollte wie bei seinem Aufstieg zum Mount Everest die Grenzen menschlicher Leistungsfähigkeit auf den Grund gehen. „TRANSANTARCTICA“ wurde vom US-Fond zur Erforschung der Antarktis und von einer Reihe amerikanischer Universitäten und Colleges sowie weiteren Sponsoren finanziert.
Zum Unternehmen gehörte auch ein Motorsegler.Das Schiff ist 36 m lang, hat einen 16 mm dicken Aluminiumrumpf und ist mit einem 365-PS-Motor ausgerüstet. Es holte die Expedition in Mirny ab.
Im Frühjahr 1988 trainierte die Expedition auf Grönland.ln 62 Tagen durchquerten sie die Insel von der Südspitze bis zum Humboldt- Gletscher im Norden. ln der Antarktissaison 1988-89 hatte ein sowjetisches Expeditionsschiff 5000 kg Ausrüstungen in die Westantarktis gebracht .ln Zehntagesrationen verpackt, beförderte J. Sommers die Expeditionsgüter mit einem zweimotorigen Flugzeug auf die Strecke, wo die Last alle 500 km von einander entfernt abgeworfen wurde. lm ewigen Eis warteten 13 Nahrungsdepots auf die Expedition.
In sieben Monaten wollten die sechs Männer die längste Antarktisexpedition der Geschichte über 6400 km bewältigen . Ende Juli 1989 brachte eine sowjetische IL-76 TD unter dem Testflieger S.Blisnjuk die Expeditionsmitglieder, die 42 Schlittenhunde und die Ausrüstungen zur King George Insel. Auf der nur 1232 m langen Landebahn der chilenischen Station Tte.R.Marsh setzte die 140-Tonnen- Maschine auf und kam nach nur 750 m zum Stehen. Am 27.Juli 1989 brach die Expedition auf. Von King George Island ging es mit drei Hundeschlitten über das Eis zum nahen Grahamland. Die Gebirgsrücken der Antarktischen Halbinsel bereiteten erste Schwierigkeiten. Bei einer Steilabfahrt zerbrach ein Schlitten.ln den ersten 12 Tagen wurden je Tag 40 km bewältigt. lm September musste die Expedition 11 Tage wegen Eisstürmen und Temperaturen bis minus 45 Grad in den Zelten bleiben. Nach 103 Tagen traf „TRANSANTARCTICA“ am 8.November 1989 bei den Patriot Hills in den Ellsworth-Bergen ein, wo die kanadische „Adventure Network“ ein Alpinistenlager betrieb. An diesem Tag traf dort eine DC-6 mit der Messner-Fuchs-Expedition ein. Sie brachte 10 Huskies mit, die von der Expedition nach Punta Arenas ausgeflogen worden waren, um eine Art Erholungsurlaub zu betreiben. Dafür wurden 10 erschöpfte Hunde zum Festland gebracht.
Nächstes Ziel war der Südpol,wo die Expedition am 11.Dezember 1989 eintraf. Nach zwei Ruhetagen zog man mit 24 Hunden und zwei Schlitten in Richtung der sowjetischen Station Wostok weiter. Noch lagen über 3000 km bis nach Mirny vor ihnen. 25 km vom Südpol entfernt hatte sich der japanische Expeditionsteilnehmer Funatso nach Dreharbeiten mit einem französischen Fernsehteam verirrt. Seine Kameraden brachen bei Einbruch der Dunkelheit die Suche ab. Erst am folgenden Morgen wurde Furnatso entdeckt. Er hatte die kalte Nacht in einer Schneehöhle überlebt.
Die Station Wostok wurde am I.Januar 1990 erreicht. Die sowjetischen Stationen Komsomolskaja und Pioneerskaja erreichte die Expedition am 2.Februar bzw. am I6.Februar 1990. Nach 213 Tagen traf die Expedition TRANSANTARCTICA am 3.März 1990 bei der sowjetischen Station Mirny an der Ostküste Antarktikas ein. Das französische Fernsehen hatte die Ankunft direkt übertragen. Von Mirny aus brachte ein sowjetischer Eisbrecher das internationale Team zu seinem vor dem Eisgürtel kreuzenden Segelschoner „UAP“.
Erste Antarktisdurchquerung per Ski geschafft 1996/97
Der Norweger Borge Ousland war im November 1996 von der Berkner-Insel am Weddellmeer per Ski und Lastschlitten mit 175 kg Gewicht aufgebrochen, um Antarktika zu durchqueren. Der 34jährige Norweger hatte vor einem Jahr einen ersten Überquerungsversuch am Südpol abgebrochen. Im Dezember 1996 meldeten die Amerikaner von der Südpol-Station, dass Borge Ousland eingetrofen sei. Nach einigen Tagen Ruhe startete der Norweger seine zweite Etappe, die zum Endpunkt am McMurdo- Sund führen sollte. Jetzt konnte Ousland sein rotes Schleppsegel nutzen, dass ihn mit Windunterstützung über die vereisten Ebenen zog. Am 20.Januar 1997 nach 64 Tagen hatte der Norweger sein Ziel erreicht und traf auf der neuseeländischen Scott Base ein. Hinter ihm lag eine 2830 Kilometer lange strapazenreiche Strecke, wo Temperaturen bis minus 55 Grad Celsius auftraten.
South Through the Pole – Hubert Dansercoer 1997/98
1997 gab es eine Antarktisdurchquerung von der ehemaligen belgischen Station Baudouin über den Südpol zur Station Mc Murdo. Diese Station ist darum immer Endstation, weil die Leute auch wieder in die Zivilisation zurückgeflogen werden müssen.
TNT Post Group Transantarctica 1998/99
Diese Antarktisdurchquerung von Niederländern stammt von 1998/99 und führte von der russischen Station Novolazarewskaya über den Südpol zur amerikanischen Station Mc Murdo.
2000: Die französische Alpinistin Lauwrence de Ja Ferriere, die schon 1996-97 durch einen Skimarsch von der Berkner-Insel zum Südpol bekannt wurde, führte ab Anfang November 1999 ihre Expedition zur Durchquerung der Ostantarktis durch. Am 4. November1999 flog sie mit einer Hercules C-130 des Reiseunternehmens Adventure Network International von Punta Arenas zum Lager Patriot Hills. Am 23.11.99 begann die unmittelbare Expedition mit einem Twin Otter-Flug von Patriot Hills zum Südpol. Einen Tag später startete der Skimarsch der wagemutigen Französin in Richtung der künftigen Station Concordia am Dome C. Während des Marsches wurden auch wissenschaftliche Forschungen betrieben, wie glaziologische Beobachtungen, meteorologische Messungen und die Suche von Kleinstmeteoriten. Die Station Concordia wurde am 31. Dezember 1999 erreicht, wo europäische Forscher des EPICA-Projektes Lauwrence de la Ferriere begrüssten.Bis dahin hatte sie 1675 km in 38 Tagen zurückgelegt. Der abschliessende Weitermarsch über 1200 Kilometer zur französischen Station Dumont d’Urville begann am 2. Januar 2000. Sie traf am 6. Februar 2000 um 10.40 Uhr Ortszeit auf der Station Dumont d ‚Urville ein.
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