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1. Januar 2000 / Polar-Journal

Wo ist es kälter: am Süd- oder am Nordpol?

Der Weihnachtsmann mag offenbar Extreme: In der eisigen Kälte des Nordpols soll er wohnen. Doch ist der Nordpol überhaupt der kälteste Ort der Welt? Sollte der Weihnachtsmann nicht besser zum Südpol umziehen? 

„Der Südpol ist tatsächlich viel kälter als der Nordpol“, sagt Bernhard Mühr vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung in Karlsruhe. Am Nordpol herrschen minus 15 bis minus 20 Grad im Jahresmittel, am Südpol ist es dagegen noch einmal etwa 20 Grad kälter. „Das liegt an der unterschiedlichen Höhenlage und dem Klimaumfeld am jeweiligen Ende der Welt“, sagt Mühr.

Der Nordpol befindet sich auf Meereshöhe im eisbedeckten arktischen Ozean, der Südpol dagegen rund 3000 Meter hoch auf dem Eispanzer über dem antarktischen Kontinent. Diese Höhenlage treibt die Temperaturen in der Südpolregion in die extremsten Werte auf unserem Planeten: Der Kälterekord liegt bei minus 89,2 Grad Celsius. Er wurde 1983 bei der sowjetischen Forschungsstation Wostok gemessen, die sich 1287 Kilometer vom geografischen Südpol entfernt befindet.

Arktischer Ozean als gigantische Wärmflasche

Die Südpolregion macht noch ein weiterer Aspekt zum Rekordhalter in Sachen Frost: „Die Gletscher liegen hier auf dem Festland der Antarktis, während das Eis am Nordpol auf dem Wasser schwimmt“, sagt Mühr. Das vergleichsweise warme Wasser unter- und umspült also den äussersten Norden. Der Arktische Ozean wirkt dadurch wie eine gigantische Wärmflasche für den Nordpol.

Hier setzen sich ausserdem gelegentlich mildere Luftmassen aus südlicheren Regionen durch. Im Sommer steigen die Werte dadurch sogar zeitweise über den Gefrierpunkt. Zudem liefert auch der in den hohen nördlichen Breiten des Atlantiks auslaufende Nordatlantikstrom noch Wärme. Die Eisscholle am Nordpol misst deshalb gerade einmal rund drei Meter.

Kilometerdicker Eispanzer am Südpol

In der Südpolregion ist das alles nicht der Fall und der Eispanzer kilometerdick. Mildere Luftmassen aus niedrigeren Breiten schaffen es hier praktisch nie, bis zum Südpol vorzudringen – und er würde sich als frostiges Quartier für den Weihnachtsmann deutlich besser eignen.

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