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28. Februar 2001 / Polar-Journal

– 2001 – 02 Standhafte Pinguine – sie kippen doch nicht

02.02.2001 : Standhafte Pinguine – sie kippen doch nicht
Auf dieses Forschungsergebnis hat die Welt gewartet: Auch wenn noch so viele Hubschrauber über ihre Köpfe hinwegfliegen, die Königspinguine in der Antarktis bleiben standhaft.
Das Gerücht existiert schon lange, verbreitet von Militärfliegern der britischen Luftwaffe: Sobald Hubschrauber ihre Kreise über den Köpfen von Pinguinen ziehen, recken die Tiere ihren kurzen Hals so stark gen Himmel, dass sie das Gleichgewicht verlieren und wie Dominosteine umpurzeln.
Sie sehen zwar tapsig aus, doch so dumm können die watschelnden Antarktisbewohner nicht sein, muss sich der Verhaltensforscher Richard Stone vom British Antartic Survey gedacht haben – und startete im November unter grossem Medienecho eine Aufklärungsexpedition. Fünf Wochen lang studierte Stone die Reaktionen der Königspinguine in South Georgia. Sein Ergebnis muss als Freispruch erster Klasse zugunsten der Tiere gewertet werden.
Kein einziger Vogel sei umgefallen, so Stone. Zumindest nicht durch über sie hinwegfliegende Helikopter. Die Pinguine hätten sich im Gegenteil instinktiv völlig vernünftig verhalten: Wenn sich Hubschrauber näherten, verstummten die Tiere. Erwachsene Pinguine, die keine Jungen zu betreuen hatten, hätten sogar die Flucht ergriffen. Sobald der Hubschrauber ausser Hörweite war, seien die Pinguine wieder in ihren normalen Trott verfallen. Brütende Tiere hätten dagegen ihre Nester nicht verlassen.
Bei seinen Feldstudien hatte sich Stone auf zwei Kolonien von Königspinguinen konzentriert. Einem der beiden Brutgebiete stattet die Britischen Marine regelmässig Besuche ab. Gestützt auf das Kriegsschiff HMS Endurance flog das Team mit zwei Hubschraubern die Kolonien aus unterschiedlichen Richtungen und in unterschiedlichen Höhen an. Dabei wurde das Verhalten der Tiere auf Video gebannt. Als nächsten sollen Tests mit normalen Flugzeugen folgen. Auch eine exakte Computeranalyse der Aufnahmen sei geplant, so der Verhaltensforscher.
Laut Stone sind die „ökologischen Auswirkungen“ auf die Pinguine „vorübergehend und gering“, so lange die Hubschrauber nicht niedriger als 300 Meter fliegen. Umweltschützer hatten sich besorgt darüber geäussert, dass das Tierleben in der Region durch erhöhte Flugaktivitäten gestört werden könnte.
Stone hält die Forschung angesichts des wachsenden Tourismus auf South Georgia für wichtig – derzeit zeiht es pro Jahr rund 10.000 Abenteuerurlauber in die eisige Region. Experten haben bereits vorgeschlagen, auf der Insel Mindestflughöhen einzuführen.

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