– 2008 – 03 Heli-Absturz, GLONASS, Neue Arten, Larsen Schelfeis
02.03.2008 : [DE] Tote bei Hubschrauberabsturz nahe deutscher Forschungsstation
Beim Absturz eines Hubschraubers in der Nähe der deutschen Antarktisstation Neumayer II zwei Menschen ums Leben gekommen. Drei weitere wurden verletzt. Es ist das erste derartige Unglück an der Forschungseinrichtung.
Die drei Verletzten sind ausser Lebensgefahr und werden auf der Krankenstation des Forschungsschiffes „Polarstern“ behandelt. Sie sollen aus der Antarktis nach Südafrika ausgeflogen werden, sobald das Wetter es zulässt, wie das Ministerium unter Berufung auf das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven mitteilte. Dies könne nach jetziger Wetterlage nicht vor dem 5. März geschehen.
Das Forschungsschiff „Polarstern“ ist auf seiner 24.Antarktisexpedition. Zur Versorgung der Neumayer-Station war ein kurzer Aufenthalt an der Schelfeiskante vorgesehen. DasForschungsschiff wird nun voraussichtlich bis zum 5. März in der Nähe der Neumayer-Station bleiben.
An der deutschen Antarktisstation gehen derzeit die Bauarbeiten für die neue Station Neumayer III für diese Saison dem Ende zu. Die Baustelle werde für den antarktischen Winter winterfest gemacht. Die Baumannschaft sei vom Unglück nicht betroffen gewesen und werde die Antarktis voraussichtlich in einer Woche verlassen, hiess es.
11.03.2008 : [RU] Russlands Antarktis-Stationen werden dem GLONASS-System angeschlossen
Die russischen Polarstationen in der Antarktis sollen nach der Annahme entsprechender Gesetze dem Globalen Satellitennavigationssystem (GLONASS) angeschlossen werden.
Das teilte der Generaldirektor des russischen Forschungsinstitutes für kosmischen Gerätebau und Hauptkonstrukteur von GLONASS, Juri Urlitschitsch, in einer Beratung in der Antarktis unter der Teilnahme des Ersten Vizepremiers Sergej Iwanow mit. Der Hauptkonstrukteur begleitet den Ersten russischen Vize-Premier Sergej Iwanow auf seiner Antarktis-Reise.
Urlitschitsch zeigte den Sitzungsteilnehmern eine mit GLONASS-Empfänger versehene Alarm- und Rettungsboje in Aktion. Beim Empfänger handelt sich um eine kleinere rechteckige Büchse, die etwas grösser ist als ein Handy. Durch Knopfdruck wird das Alarmsignal über einen Satelliten ins internationale Rettungszentrum und dann zum russischen Rettungsdienst übermittelt.
Laut Orlitschitsch war diese Ausrüstung noch nie in der Antarktis getestet worden.
Wie er sagte, reicht die Zahl der im Weltraum eingesetzten Satelliten für die Arbeit des Navigationssystems aus. Es gebe allerdings Probleme mit der Herstellung der erforderlichen Zahl von Bodengeräten, sagte Urlitschitsch.
„Wir können noch nicht alle Geologen, Touristen und Forscher mit solchen Personalempfängern versorgen“, gestand der GLONASS-Konstrukteur ein.
Ausserdem können Personen erst dann mit individuellen Geräten versorgt werden, wenn alle Luft- und Wasserfahrzeuge sowie andere Objekte mit GLONASS-Technik ausgerüstet sind.
Wie der Erste Vize-Premier anmerkte, gilt es, Pkw und Geländewagen sowie Menschen mit GLONASS-Empfängern zu versorgen und ihnen somit ein höheres Komfort- und Sicherheitsniveau zu garantieren.
23.03.2008 : Neue Antarktis-Arten: Forscher staunen über riesige Meeresbewohner
Kaltes Wasser, gigantische Tiere – so präsentierte sich das Rossmeer in der Antarktis den Meeresforschern. Hunderte bislang unbekannte Arten haben sie bei einer Expedition eingesammelt. Für Verblüffung sorgten riesige Seesterne und Quallen mit Zwölf-Meter-Tentakeln.
Die Menschen wissen nur wenig über das faszinierende Leben der Ozeane. Wenn eine Expedition dann noch in die wenig erforschten Gewässer der Antarktis aufbricht, dann sind Überraschungen geradezu programmiert. Und so kamen die Meeresforscher, die jetzt im Rossmeer nahe Neuseeland unterwegs waren, mit reicher Beute zurück.
Acht neue Weichtiere, Dutzende weitere bislang nicht bekannte Arten – das ist die vorläufige Bilanz der 2000-Seemeilen-Expedition, die am Donnerstag nach 50 Tagen zu Ende ging. „Es ist aufregend, wenn man unbekannten Lebewesen begegnet“, sagte Chris Jones von der U.S. National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA). Wahrscheinlich haben die Wissenschaftler sogar Hunderte neue Arten entdeckt: Insgesamt 30.000 Arten haben sie eingesammelt, nicht wenige davon könnten sich als noch nicht erfasst erweisen.
Neben den neuen Arten überraschte die Forscher vor allem die Grösse der beobachteten Tiere und Pflanzen. Stu Hanchet vom neuseeländischen National Institute of Water and Atmospheric Research berichtete von riesigen Seelilienfeldern, die sich über Hunderte Quadratmeter auf dem Meeresboden erstrecken. „Einige dieser riesigen Seelilienwiesen hat wohl noch niemand zuvor gesehen“, sagte Hanchet.
Den Forschern gingen auch Seesterne von mehr als 50 Zentimetern Grösse ins Netz, Quallen mit zwölf Meter langen Tentakeln, riesige Seeschnecken und Seespinnen. Die Bedingungen in der Antarktis sind nach Angaben der Forscher optimal für ein langes Leben und ein grosses Wachstum der Tiere: Die Temperaturen sind niedrig, es gibt nur wenige Räuber und der Sauerstoffgehalt des Wassers ist hoch.
Die Expedition ist Teil des Internationalen Polarjahres, an dem sich 23 Länder mit elf Forschungsprojekten beteiligen. Ziel der Studien ist auch, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Antarktis zu erforschen. Erst vor wenigen Tagen hatten Wissenschaftler herausgefunden, dass die Gletscher in der westlichen Antarktis beunruhigend schnell schmelzen.
Vor einem Jahr waren deutsche Meeresforscher von einer Art Volkszählung im antarktischen Meer zurückgekehrt – mit vielen unbekannten Arten an Bord ihres Forschungsschiffs „Polarstern“. Die Wissenschaftler entdeckten Tiere, von denen noch nie zuvor ein Mensch berichtet hatte. Sie – und auch die Funde der jetzt beendeten Expedition – zeugen von Form- und Farbenpracht in den eisigen Gewässern.
26.03.2008 : Das veränderte Larsen-B Schelfeis
Die Envisat-Fotos zeigen zum Beginn des Internationalen Polarjahres das sich auflösende Larsen-B Schelfeis in der Antarktis. Bereits im linken Bild vom 18. März 2002 ist im oberen Drittel das Absplittern einer grossen Masse Schelfeis zu erkennen.
Die aktuelle Aufnahme (rechts) dokumentiert eine weitere Veränderung am Schelfeis im Vergleich zum ersten Foto. Schon damals hielt das Satellitenbild die Auflösung des 200 Meter dicken Eises im nordwestlichen Weddell-Meer fest. Es zeigt den Abbruch einer 3250 Quadratkilometer grossen Eisplatte in tausende kleiner Eisberge. Bis 2002 war das Larsen-B Schelfeis seit der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren stabil. Wissenschaftler sind von der Geschwindigkeit, in der das Eis auseinander bricht, überrascht.
Das Larsen-Eisschelf besteht aus den drei einzelnen Schelfen A, B und C. Sie erstrecken sich an der östlichen Seite der Antarktischen Halbinsel von Nord nach Süd. Larsen-A ist der kleinste, Larsen-C der grösste Schelf. Veränderungen am Schelfeis gelten als Zeichen einer globalen Erwärmung.
Die durchschnittlichen Temperaturen auf der Antarktischen Halbinsel sind in den vergangenen 50 Jahren um ein halbes Grad Celsius pro Jahrzehnt gestiegen. Diese Erwärmung wird als Ursache des Eisrückgangs und des Auseinanderbrechens von Larsen-B und Larsen-A vermutet, der sich im Januar 1995 beinahe komplett abgelöst hat.