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30. März 2009 / Polar-Journal

– 2009 – 03 Pinguinpärchen, Versorgungsfahrten, Eiskappe Westantarktis

11.03.2009 : Pinguinpärchen synchronisieren ihr Verhalten

Nicht ohne meinen Partner: Bei Kaiserpinguinen stimmen Paare ihr individuelles Verhalten offenbar aufeinander ab. So schaffen sie es, sich selbst im dichten Gedränge einer Pinguinkolonie nicht zu verlieren.
London – Man kann leicht die Übersicht verlieren: In einer Kolonie von Kaiserpinguinen herrscht für gewöhnlich ein dichtes Gedränge. Doch die Tiere haben offenbar einen Trick entwickelt, um sich inmitten von allem Geschnatter und Gewatschel trotzdem nicht zu verlieren. Das haben französische Forscher bei der Überwachung von vier balzenden Kaiserpinguinpaaren in der Antarktis entdeckt.
Im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“ berichtet ein Forscherteam um André Ancel von der nationalen französischen Forschungsorganisation CNRS in Strassburg, dass die beiden Partner nahezu synchron zwischen dem warmen Inneren der Kolonie und den kälteren Aussenbereichen hin und herwechseln. Lediglich in seltenen Fällen habe sich eines der Tiere ohne den Partner an andere Artgenossen gedrängt, um sich aufzuwärmen.
Kaiserpinguine sind bekannt für ihre langen Wanderungen zwischen Brut- und Nahrungsplätzen. Einer breiten Öffentlichkeit wurden sie durch den Dokumentarfilm „Die Reise der Pinguine“ des französischen Antarktisforschers Luc Taquet bekannt. Erst vor wenigen Wochen hatten Forscher davor gewarnt, dass der Klimawandel die Tiere akut bedroht.
Im Gegensatz zur überwiegenden Mehrheit der Vögel gibt es bei Kaiserpinguinen keine abgegrenzten Territorien oder definierten Nistplätze, die von einem einzelnen Tier oder einem Paar beansprucht werden. Stattdessen leben die Vögel in grossen Kolonien, in denen sie sich immer wieder in kleineren Gruppen möglichst eng aneinander drängen, um den Verlust an Körperwärme gering zu halten.
Ständige Bewegung in den „Huddles“
Im Inneren dieser „Huddles“ genannten Gruppen herrschen auf diese Weise trotz der eisigen Kälte nicht selten Plusgrade. Dieser Lebensstil, insbesondere das fortwährende Formieren und Auflösen der Huddles, hat allerdings einen Nachteil, der vor allem während der Paarungszeit ins Gewicht fällt: Weil die Tiere ständig in Bewegung sind, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, vom Partner getrennt zu werden – ein Umstand, der dadurch verschärft wird, dass männliche Kaiserpinguine nach der Paarung bis zu Eiablage verstummen. So wollen sie verhindern, ins Visier einsamer fremder Weibchen zu geraten, die sie durch Balzversuche von der Brut weglocken könnten.
Die Tiere scheinen das Problem des Wiederfindens jedoch dadurch zu umgehen, dass sie ihr Verhalten mit dem ihres Partners synchronisieren. Die französischen Forscher hatten vier Paare einer Kolonie, die nahe der Dumont-d’Urville-Station in der Nähe des Magnetischen Südpols lebten, mit Temperatur- und Helligkeitssensoren ausgestattet und etwa zwei Wochen lang ständig die Daten registriert. Wie die Auswertung zeigte, waren nur extrem selten alle vier Paare gleichzeitig Teil eines „Huddles“.
Die beiden Partner eines Paares stimmten ihr Verhalten hingegen in 84 Prozent der Fälle aufeinander ab: Sie betraten und verliessen mit nur wenigen Minuten Abstand die wärmenden Pinguingrüppchen. Zudem blieben sie in den seltenen Fällen, in denen sie alleine Teil einer der wärmenden Gruppen waren, messbar kürzer dort.
Die Ergebnisse liessen darauf schliessen, dass die Partner entweder ständigen Körperkontakt halten oder dass sie den anderen praktisch nicht aus dem Auge lassen, erklären die Forscher. Ob allerdings einer stets dem anderen folge oder ob es sich um eine generellere Synchronisation des Verhaltens handele, können sie noch nicht sagen. Die ungewöhnliche Abstimmung sei jedoch eine effektive Strategie, um gleichzeitig Energie sparen und den Bruterfolg sicherstellen zu können.

19.03.2009 : [AR] Russisches Schiff versorgt argentinische Antarktis-Forscher mit Nachschub

Ein Schiff der russischen Reederei DWNP ist am Donnerstag nach einem Nachschubtransport für Antarktis-Forscher nach Argentinien zurückgekehrt.
Wie RIA Novosti von der Reederei aus Wladiwostok (russische Pazifik-Küste) erfuhr, war die „Wassili Golownin“ am 3. Januar mit argentinischen Polarforschern und 2 500 Tonnen Fracht an Bord aus Buenos Aires in die Antarktis aufgebrochen.
Am 17. Januar erreichte das Schiff mit Hilfe des russischen Eisbrechers „Kapitan Dranizyn“ die südlichste der argentinischen Antarktis-Stationen, General Belgrano II. Da alle neun argentinischen Polarstationen keine Anlegestellen haben, wurde der Nachschub mithilfe der russischen Hubschrauber Ka-32 ausgeladen.
Die „Wassili Golownin“ wird seit zwei Jahren von Argentinien für die Versorgung von dessen Antarktis-Stationen gechartert.

19.03.2009 Eiskappe in der Westantarktis könnte schmelzen

Das Eis am Nordpol taut – so viel ist sicher. Ob sich allerdings die Gletscher in der Antarktis ebenfalls verflüssigen könnten, war unter Wissenschaftlern lange umstritten. Ein Team von Geoforschern schlägt nun Alarm: Auch am südlichen Ende der Erdkugel könnte die Eiskappe abschmelzen, wie das Fachjournal „Nature“ berichtet.
Die Wissenschaftler hatten Bohkerne aus der Westantarktis mit Hilfe von Computermodellen ausgewertet. “ Wir haben herausgefunden, dass die westantarktische Eiskappe in der Vergangenheit mehrmals zusammengebrochen und wieder nachgewachsen ist“, sagte der an der Studie beteiligte Forscher David Pollard.
Gletscher rutschen ins Meer
Das Eis in der Ostantarktis ist stabil, hier taute die Eiskappe auch in wärmeren Perioden nie ab. Der Grund: Die gigantischen Gletscher sitzen auf Fels weit über dem Meeresspiegel. Im westlichen Teil des eisigen Kontinents reicht das Eis jedoch herab bis ins Meer. Erwärmt sich das Meerwasser, kann dieses Eis schmelzen und Gletscher aus dem Inland kommen nach. Diese tauen ihrerseits ab, bis schliesslich die gesamte Kappe ins Meer abgerutscht ist.
Forschungsergebnisse sind „Warnung“
Die Wissenschaftler Frank Niessen und Gerhard Kuhn vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) bezeichneten die Ergebnisse als „Warnung“. Bei einer Erwärmung von drei Grad Celsius könnte sich die Eiskappe in der Westantarktis instabil verhalten. Folge könnte ein Anstieg des Meeresspiegels um fünf bis sieben Meter sein. Allerdings: In der Vergangenheit hatte es stets einige tausend Jahre gedauert, bis die Eiskappe geschmolzen war. Ein starker Meeresspiegelanstieg würde also sehr lange dauern. „Wir wissen auch noch nicht, ob der menschengemachte Klimawandel ausreicht, um den Zusammenbruch auszulösen“, machte David Pollard klar.

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