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30. November 2009 / Polar-Journal

– 2009 – 11 Satellitendaten, Eisbrecher entkommt Drift

04.11.2009 Neue Satellitendaten: Warmwasser lässt polare Eisschilde schrumpfen 

Mit bisher ungekannter Präzision haben britische Forscher den Eisverlust in Grönland und der Antarktis kartiert. Mit Hilfe von Satellitendaten konnten sie zeigen, wie stark vor allem warme Ozeanströmungen den Eisschilden zu schaffen machen – mit fatalen Folgen für den Meeresspiegel.
Cambridge – Es war sozusagen eine Sehschwäche. Während der Nasa-Satellit „IceSat“ um die Erde kreist, registriert er zwar stetig mit seinem Laser-Messgerät Höhendaten zur Eisdickenmessung. Jede der Satellitenbahnen verläuft etwas versetzt zur vorherigen – um so nach einem genügend langen Zeitraum die Polarregionen vollständig abzudecken. Doch bisher konnten Forscher nur einen geringen Teil der zur Erde gefunkten Daten für Analysen nutzen – und zwar jeweils die von Punkten, an denen sich zwei Satellitenbahnen kreuzten. Allein dort waren die Angaben verlässlich genug.
Britische Forscher haben dieses Problem nun gelöst und mit zusätzlichen Daten aus der Zeit zwischen Februar 2003 und November 2007 ein besorgniserregendes Bild der Polarregionen gezeichnet. „Unsere Technik erlaubt es uns, Bereiche der Eisschilde zu analysieren, die bisher nicht zu sehen waren“, sagt David Vaughan vom British Antarctic Survey. Er ist einer der Autoren eines Artikels, den das Fachmagazin „Nature“ online veröffentlicht – und der einen massiven Eisverlust in Grönland und weiten Teilen der Antarktis konstatiert.
„Der grönländische Eisschild ist genau wie einige Regionen in der Antarktis ein erwachender Riese“, hatte Dänemarks Chef-Glaziologe Andreas Peter Ahlstrøm im Sommer  gesagt und so vor gewaltigen Änderungen gewarnt. Die neuen Erkenntnisse sind ein eindrucksvoller Beleg dafür. Mit Hilfe von insgesamt 50 Millionen Messwerten (43 Millionen in der Antarktis und 7 Millionen in Grönland) konnten die britischen Forscher eine neue Karte des Eisverlusts in den Polarregionen herstellen (siehe Fotostrecke oben).
Fast alle eisbedeckten Küstenregionen Grönlands, vor allem der Südosten und der Nordwesten, sind vom Eisschwund betroffen. Auch grosse Gebiete in der Antarktis verlieren massiv Eis, nicht nur die Antarktische Halbinsel. Die Erkenntnisse überraschen kaum. Sie bestätigen frühere Messungen, sind in ihrer Detailauflösung aber bisher unerreicht
„Die schnell fliessenden Gletscher sind am stärksten betroffen“
Besonders tückisch: Die grosse Schmelze wird in manchen Regionen offenbar kaum mehr von den steigenden Temperaturen beeinflusst – sondern vor allem von warmen Ozeanströmungen, die ein noch viel verheerenderes Werk tun. „Die schnell fliessenden Gletscher sind am stärksten betroffen“, sagt Vaughan. In Zahlen ausgedrückt heisst das: Grönländische Gletscher, die schneller als 100 Meter im Jahr fliessen, sind im selben Zeitraum durchschnittlich um 0,84 Meter dünner geworden.
Warmes, subtropisches Wasser, das durch Veränderungen des Nordatlantikstroms bis nach Grönland und in die Fjorde vor die Gletscher gelangt, nagt die Eisriesen an. Ein Forscherteam auf dem Greenpeace-Schiff „Arctic Sunrise“, zu dem unter anderem Gordon Hamilton von der University of Maine und Fiamma Straneo von der Woods Hole Oceanograpic Institution gehörten, hatte das Wirken von subtropischem Wasser vor Grönland unlängst eindrucksvoll belegt.
Mit den neuen Satellitenmessungen zeigen Vaughan und seine Kollegen, wie sehr sich das auf die Eisdicke auswirkt: Die Forscher untersuchten in Grönland 111 schnell fliessende Gletscher im Detail. Dabei konnten sie sehen, dass 81 dieser Eiszungen doppelt so schnell an Dicke verloren wie das sie umgebende, stabilere Eis. Von den Gletscherzungen setzt sich der Effekt zum Teil auch weit ins Landesinnere fort. An den Grönländischen Gletschern Jakobshavn, Helheim und Kangerdlugssuaq konnten die Forscher auch noch 100 Kilometer von der Spitze entfernt dramatische Veränderungen durch den schnellen Abfluss nachweisen – in Gebieten, die bis zu 2000 Meter über dem Meeresspiegel liegen.
Auch an einigen Gletschern auf der Westantarktischen Halbinsel stellten die Forscher einen besonders dramatischen Eisverlust fest. Die Gletscher Pine Island, Smith und Thwaites wurden um bis zu neun Meter pro Jahr dünner. Auch Zuwächse in Teilen der Antarktis konnten den Verlust nicht kompensieren. Auf eine entscheidende Frage bietet freilich auch die neue Studie keine Antwort, nämlich darauf, wie stark das Abschmelzen der Eisschilde den Anstieg der Weltweiten Meeresspiegel beschleunigen wird. Aktuelle Schätzungen gehen allein für Grönland von bis zu 35 Zentimetern in diesem Jahrhundert aus.

18.11.2009 Russischer Eisbrecher ist wieder frei

Ein im Eis der Antarktis steckengebliebener russischer Eisbrecher hat sich aus eigener Kraft befreit und fast das offene Meer erreicht. An Bord der „Captain Khlebnikov“ befinden sich mehr als 100 Touristen und Wissenschaftler, die die in der Region lebenden Kaiserpinguine beobachten wollten.
Das Schiff befindet sich in der Nähe der Insel Snow Hill in der Weddell-See. Gefahr für die Passagiere besteht nach Angaben der Reederei Fareastern Shipping Company nicht. Eine Sprecherin der Reederei sagte der Nachrichtenagenturen ITAR-Tass, das Schiff habe sich seit Dienstag den Weg durch drei Seemeilen (5,5 Kilometer) Eis gebahnt und sei nur noch eine halbe Meile vom offenen Meer entfernt.
Zehn Tage Verspätung
Das Schiff hätte bereits zwei Tage zuvor in der südargentinischen Hafenstadt Ushuaia eintreffen sollen. Nun soll die „Captain Khlebnikov“ frühestens am Wochenende dort angekommen. Der in Finnland gebaute Eisbrecher wird seit Jahren als Kreuzfahrtschiff genutzt, an Bord befinden sich auch zwei Hubschrauber.

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