– 2012 – 12 Schneefall und Eisschmelze, Walfang
13.12.2012 [-a] Antarktis: Schneefall verstärkt Eisschmelze
Die Antarktis gilt als Trutzburg im Klimawandel: Die Erwärmung sorgt für stärkeren Schneefall auf dem Südkontinent. Computersimulationen aber zeigen nun, dass der Zuwachs deutlich geringer ausfällt, als erhofft – der Schnee drückt vermehrt Eis ins Meer.
Auslöser für schwindendes Eis im Zuge des Klimawandels sind nicht unbedingt steigende Temperaturen. In der Antarktis sei auch vermehrter Schneefall für Eisverlust verantwortlich, berichten Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) im Wissenschaftsmagazin „Nature“.
Was paradox klingt, lasse sich einfach erklären: Die Schneemassen übten grossen Druck auf das darunter liegende Eis aus, wodurch dieses sich schnell an den Rand der Antarktis bewege und ins Meer falle, schreiben die Forscher um Ricarda Winkelmann vom PIK. Die Ergebnisse der Studie basieren auf einem Eismodell, mit dem die Entwicklung der Antarktis mit Hilfe von Computersimulationen bis ins Jahr 2500 verfolgt wurde.
„Das Einzige, was wir sicher über die Antarktis unter globaler Erwärmung wissen, ist, dass der Schneefall über dem Eisschild zunehmen wird“, so Winkelmann. Durch die globale Erwärmung gibt es mehr Niederschlag, also auch mehr Schneefall, weil warme Luft mehr Feuchtigkeit halten kann. Dadurch, so die Hoffnung, würde mehr Wasser aus dem Wasserkreislauf genommen. Dieser Effekt hätte dem Anstieg des Meeresspiegels entgegenwirken und zum Zuwachs des Eises führen können.
Doch der jetzt entdeckte Effekt macht die Hoffnung grösstenteils zunichte. Winkelmann erklärt: „Zwischen 30 und 65 Prozent des Zuwachses an Eis durch das Mehr an Schneefall wird zunichtegemacht durch verstärkten Eisverlust an der Küste der Antarktis.“ Demnach nimmt der Eisverlust durch den verstärkten Schneefall bis auf das Dreifache zu. „Der Verlust durch den Schnee ist in den untersuchten Klimaszenarien sogar grösser als der nur durch die Erwärmung“, sagt Winkelmann.
Hinzu kommen weitere Eisverlustmechanismen, so etwa der Effekt des Schmelzens an der Unterseite der Schelfe – des am Rande der Antarktis aufschwimmenden Eises. „Beobachtungsdaten zeigen, dass es derzeit in der Summe sogar einen absoluten Eisverlust gibt“, erklärt Winkelmann. Der beschleunigte Eisfluss durch Schneefall bilde eine Komponente – die bislang allerdings unterschätzt worden sei.
Die Forscher befürchten nun, dass die Antarktis durch den vielen Schneefall sogar mehr zum weltweiten Anstieg des Meeresspiegels beitragen wird als bislang erwartet. „Wir wissen jetzt, dass uns der Schneefall in der Antarktis nicht vor dem Anstieg des Meeresspiegels retten wird“, sagt Anders Levermann, der ebenfalls am PIK arbeitet.
30.12.2012 [-k, JP] Japans Walfänger machen sich wieder auf den Weg
Mit drei Schiffen will Japan in der Antarktis wieder auf die Jagd nach Walen gehen. An Bord sind auch Beamte der Küstenwache – um militante Walschützer abzuhalten. Die haben die „Operation Zero Tolerance“ ausgerufen.
Die japanische Walfangflotte ist am Freitag zu ihrer international umstrittenen alljährlichen Jagd in der Antarktis in See gestochen. Drei Schiffe machten sich aus dem Hafen Shimonoseki im Westen des Landes auf den Weg, wie die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die Fischereibehörde meldete. Das Mutterschiff der Flotte lief laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace aus dem Hafen von Innoshima aus.
Nach Angaben der Fischereibehörde sollen bis März bis zu 935 Zwergwale sowie bis zu 50 Finnwale gefangen werden. Doch diese Quoten werden nicht immer ausgeschöpft. So hatte Japans Fangflotte etwa die vergangene Saison vorfristig beendet und deutlich weniger Wale gefangen als ursprünglich geplant.
Offiziellen Angaben zufolge befinden sich Beamte der Küstenwache an Bord, um die Walfänger vor möglichen Angriffen durch Aktivisten zu schützen. Die militante US-Tierschutzorganisation Sea Shepherd hatte angekündigt, die Aktivitäten der Walfänger im südlichen Walschutzgebiet um die Antarktis zu stören. Vergangene Woche hatte ein US-Gericht geurteilt, die Aktivisten dürften sich der Flotte nur bis auf 500 Meter nähern.
Sea Shepherd hatte die japanischen Walfänger in den vergangenen Jahren immer wieder mit Störaktionen behindert. Dieses Jahr hat die Organisation bei ihrer „Operation Zero Tolerance“ vier Schiffe, einen Hubschrauber, drei unbemannte Drohnen und mehr als 100 Mann Besatzung im Einsatz.
Nach eigenen Angaben ist auch Paul Watson, der Chef der Organisation, dabei. Er war im Mai am Frankfurter Flughafen festgenommen worden, aufgrund eines internationalen Haftbefehls. Japan und Costa Rica hatten eine Aufforderung zur Festnahme erwirkt und einen Auslieferungsantrag gestellt. Watson musste eine Sicherheitsleistung von 250.000 Euro hinterlegen und sich eigentlich jeden Tag auf bei der Polizei melden – doch er setzte sich ab, um den Einsatz gegen die japanische Flotte zu leiten.
Die Internationale Walfangkommission (IWC) hatte 1986 ein Moratorium für den kommerziellen Walfang in Kraft gesetzt. Japan nutzt allerdings ein Schlupfloch des Abkommens, indem es Wale offiziell zu „wissenschaftlichen Zwecken“ jagt. Es macht aber kein Geheimnis daraus, dass das Fleisch der erlegten Tiere in Geschäften und Restaurants verkauft wird und letztlich auf dem Teller landet. Die japanischen Behörden vertreten die Ansicht, dass der Walfang eine jahrhundertealte Tradition ist, die nicht verloren gehen dürfe.
Die Internationale Walfangkommission hatte sich im Sommer nicht auf die Einrichtung einer Walschutzzone im Südatlantik einigen können. Kritiker hatten Japan den Kauf von Stimmen bei der entscheidenden Abstimmung vorgeworfen.