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28. Februar 2013 / Polar-Journal

– 2013 – 02 Ballonflug, Tiefseeinventur, Walfang

05.02.2013 [-r, US] Nasa-Ballon gelingt Rekordflug über Antarktis

Der Ballon Super-Tiger sammelt Daten zur kosmischen Strahlung über dem ewigen Eis des Südpols. Nun hat er einen Zeitrekord aufgestellt: Er blieb einen Tag länger in der Luft als sein Vorgänger.
Mit einem mehr als 55-tägigen Flug über der Antarktis hat ein Wissenschaftsballon der Nasa den bisherigen Rekord für derartige Flüge übertroffen. Der Ballon Super-Tiger sei 55 Tage, eine Stunde und 34 Minuten in einer Höhe von 38.710 Metern unterwegs gewesen, teilte die US-Raumfahrtbehörde mit.
Damit sei der bestehende Rekord aus dem Jahr 2009 um über einen Tag übertroffen worden.
Der Ballon sammelte Daten zur kosmischen Strahlung, die in den kommenden zwei Jahren ausgewertet werden sollen. Wissenschaftler wollen so verstehen, woher die besonders energiereichen Atome kommen und warum sie so hochenergetisch sind.
„Das ist ein toller Erfolg für das Astrophysiker-Team der Nasa“, sagt John Grunsfeld vom Nasa-Headquarter in Washington. „Solche grossen Ballons über eine so lange Periode in der Luft zu halten ermöglicht uns Spitzenforschung, die sonst nicht sehr schwierig wäre.“
Kosmischer Strahlenfänger
Aber was genau sucht Super-Tiger in den eisigen Höhen über dem Südpol? Der Ballon trägt ein neues Instrument, mit dem auch sehr schwere und sehr seltene Elemente detektiert werden können, die sich in der komischen Strahlung befinden. Kosmische Strahlung trifft ständig auf unsere Erde. Sie ist hochenergetisch, besteht hauptsächlich aus Protonen und kommt von der Sonne, der Milchstrasse und von fernen Galaxien. Auch die Erde wird zwangsläufig von diesen Teilchen getroffen.
Pro Sekunde treffen etwa 1000 Teilchen auf die äussere Erdatmosphäre, die Erdoberfläche treffen aber nur wenige Teilchen. Deshalb versuchen Wissenschaftler unter anderem durch Messungen in der Luft, mehr über die kosmische Strahlung zu erfahren.
Das Super-Tiger-Experiment hat zum Ziel, Informationen über die Herkunft der Teilchen zu bekommen. Zudem interessiert die Wissenschaftler, weshalb die Teilchen so hochenergetisch sind, also mit einer extrem hohen Geschwindigkeit durchs Weltall fliegen.
Die Nasa-Forscher hatten den Ballon am 8. Dezember 2012 gestartet. Er stieg in eine Höhe von über 38 Kilometer auf – also rund viermal höher als herkömmliche Passagierflugzeuge fliegen.
Dass der Ballon so lange in der Luft bleiben konnte, ist auch der speziellen Atmosphäre über der Antarktis zu verdanken. Über der US-amerikanischen McMurdo-Station (Spitzname McTown) ist die Luft sehr sauber. Zudem zirkulieren in der Stratosphäre die Winde sehr günstig, ein Ballon kann hier leicht in die Höhe steigen.

19.02.2013 [-r, DE] Daten von Antarktis-Expeditionen: Inventur in kalten Tiefen

Welche Tiere leben am Grund des Südpolarmeeres? Für eine Übersichtsarbeit haben Forscher Daten von rund 90 Antarktis-Expeditionen zusammengetragen. Sie hoffen, dass die Bestandsaufnahme bei künftigen Schutzmassnahmen hilft.
Auf dem Meeresboden der Antarktis wachsen bunte Korallen und Schwämme, Eisfische und Krebstiere suchen in der Tiefe nach Nahrung. Die vielfältigen Lebensgemeinschaften unter Wasser haben Forscher in vielen Expeditionen dokumentiert. Eine Studie im Fachjournal „Nature Conservation“ stellt nun Erkenntnisse von rund 90 Forschungsfahrten aus knapp 60 Jahren gebündelt vor.
Fänge vom Meeresgrund, Beobachtungen von Tauchern sowie Tausende Fotos und Videos von Unterwasserrobotern flossen in den Datensatz ein, wie Hauptautor Julian Gutt vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven erläutert.
Die Daten sollen Wissenschaftlern Informationen über die Lebensgemeinschaften rund um den Antarktischen Kontinent bis in eine Wassertiefe von etwa 800 Metern bieten. Teilweise erinnere die Unterwasserwelt in der Antarktis an Korallenriffe mit vielen verschiedenen Organismen, sagte Gutt. An anderen Stellen gebe es dagegen nur eine niedrige Lebensvielfalt.
Die Daten sollen über die „Antarctic Biodiversity Facility“ öffentlich zugänglich sein und könnten bei der Einrichtung mariner Schutzgebiete helfen. Die Hauptleistung der nun veröffentlichten Arbeit sei, dass Daten, die über viele Jahre von vielen verschiedenen Institutionen gesammelt wurden, nun genau beschrieben und frei zugänglich vorliegen. Das würde die Arbeit in Zukunft vereinfachen.
Dynamischer als gedacht
Eine neue Erkenntnis hat die Bestandsaufnahme bereits gebracht: Die Lebensgemeinschaften auf dem antarktischen Meeresboden sind viel dynamischer als gedacht. „Bisher war man davon ausgegangen, dass die Tiere sehr langsam wachsen“, erläuterte Gutt. Sein Team und amerikanische Forscher hatten an verschiedenen Stellen bei Tiergruppen beobachtet, dass sich Populationen unter günstigen Bedingungen schnell aufbauen können – aber auch schnell wieder absterben, wenn sich das Umfeld verschlechtert. Der Biologe folgert daraus, dass das Ökosystem noch stärker auf Klimaveränderungen reagiert als bisher angenommen.
Gutt befindet sich derzeit an Bord des Forschungsschiffs „Polarstern“ im Weddell-Meer, einem Randmeer am antarktischen Kontinent.

20.02.2013 : [-k, JP] Walfangschiff kollidiert mit Aktivisten-Booten in antarktischen Gewässern

Japanische Walfänger sind im Südpolarmeer mit zwei Schiffen von Umweltschützern kollidiert. Beide Seiten sprechen von einer gezielten Attacke. Es ist nicht das erste Mal, dass es zu solch einem Zusammenstoss kommt.
Wenn sich japanische Walfänger und Umweltaktivisten im Südpolarmeer belauern, wird oft mit harten Bandagen gekämpft. Nun haben die Auseinandersetzungen einen neuen Höhepunkt erreicht. Ein japanisches Walfangschiff hat nach Angaben von Umweltschützern absichtlich zwei ihrer Schiffe gerammt.

Der Vorfall habe sich in den antarktischen Gewässern in der Nähe der australischen Forschungsstation Davis ereignet, berichten die Aktivisten von Sea Shepherd. Die japanische Walfangflotte jagt dort Wale, nach eigenen Angaben zu „wissenschaftlichen Zwecken“. Das macht die Fangzüge nach internationalem Recht legal – auch wenn das Fleisch immer wieder auch im freien Verkauf auftaucht. In diesem Jahr sollen nach Angaben der japanischen Fischereibehörde bis zu 935 Zwergwale sowie bis zu 50 Finnwale gefangen werden.
Die Aktivisten beschuldigen Japan, den wissenschaftlichen Walfang als Vorwand für kommerzielle Waljagd zu nutzen. Japan wiederum bezeichnet Sea Shepherd als Terrorgruppe. Die Fischereibehörde erklärte zum aktuellen Zwischenfall, die Umweltschützer hätten die Schiffszusammenstösse absichtlich herbeigeführt. Trotz Warnungen seien sie mindestens viermal auf den Walfänger „Nisshin Maru“ aufgefahren.

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