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1. Januar 2000 / Polar-Journal

EPICA

q-epica845EPICA European Project  for lce Coring in Antarctica
Bevor in der Antarktis, ähnlich wie in Grönland das „Greenland Icecore Project“ (GRIP), ein grossangelegtes Projekt zur Erbohrung von Eiskernen stattfinden kann, sind umfangreiche Voruntersuchungen erforderlich. Die grosse EPICA-Bohrung soll im Jahre 2000 statfinden. Vorher muss der optimale Ort für die Bohrung gefunden werden. Nicht nur die Eisdicke muss erkundet werden, sondern auch die Fliessbewegung des Eises spielt eine grosse Rolle. Mit den Eisbohrungen soll die Klimageschichte der Erde bis vor 500 000 Jahren erkundet werden.

Eine Reihe europäischer Staaten führten in dieser australen Saison 1997-98 Vorerkundungen durch. Deutschland: Schon 1996-97 und auch 1997-98 fanden Messungen der Eisdicke durch Flugradar mit dem deutschen Forschungsflugzeug POLAR-2 statt. Zur diesjährigen Expedition ANT XV wurde die Kotras-Traverse mit Motorschlitten gestartet. Am 5.Dezember 1997 starteten die Forscher von der Neumayer-Station. Auf der deutschen Antarktisstation wurde ein Klimatunnel zur Unterbringung der erbohrten Eiskerne  geschaffen, wo auch erste Auswertungen stattfanden. Im Dezember 1997 und Januar 1998 holte das Forschungsflugzeug POLAR-4 die Eiskerne aus dem EPICA-Camp. Mit der POLAR-2 fanden Messflüge in den Kottas-Bergen statt. Mehrere Bohrungen bis in 130 m Tiefe brachten Eiskerne  zutage, die Informationen über 1700 Jahre Klimageschichte enthalten. Der Expeditionscachet ANT XV /2 dokumentiert dieses Unternehmen . Die deutsche EPICA-Forschungsgruppe verliess am 12.Februar 1998 die Neumayer-Station. Dazu kam das britische H.M.S. „Endurance“ in die Atka-Bucht. Die Fahrt ging nach Südgeorgien und weiter nach Stanley auf den FalkIand-Inseln. Von hier flogen die Wissenschaftler nach Grossbritannien.

Schweden: Die mit südafrikanischer Unterstützung durchgefuhrte schwedische Antarktisexpedition 1997-98 startete ebenfalls eine Motorschlitten-Traverse, die den EPICA- Voruntersuchungen galt. Der Eisbrecher „Outeniqua“ hatte die Schweden am 20.Dezember 1997 bei der Station Wasa abgesetzt und am 18.Februar 1998 wieder abgeholt.

Potsdamer Wissenschaftler bei EPICA auf Dome C
In der Saison 1997-98 arbeitete der Geophysiker Dr.Diedrich Fritzsche von der AWI-Forschungsstelle Potsdam im Rahmen von EPICA (European Project for Ice Coring in Antarctica) auf der französischen Sommerstation Dome C. Dome C liegt im Inneren der Ostantarktis in 3233 Meter Höhe bei 75° 09″südlicher Breite und 123° 23″östlicher Länge. Hier planen Frankreich und Italien eine dauerhafte Station mit dem Namen „Concordia“ zu errichten. Wenn einmal alles nach Plan gebaut ist, werden zwei 11 Meter hohe Rundtürme auf verlängerbaren Stelzen die Eiskuppel überragen. Bis zu den Küstenstationen Dumont d ‚Urville oder Terra Nova Bay sind es jeweils 1200 km Strecke. Alle schweren Bauteile müssen mit Schlittenzügen herangeführt werden. Im Forschungsprograrnm des AWI Bremerhaven werden Stand und Ziele des EPICA-Projektes wie folgt beschrieben : ,,Die übergeordnete Fragestellung des EPICA ist die Rekonstruktion einer kontiunierlichen, hochaufgelösten Geschichte des globalen Klimas und von Umweltveränderungen in der Antarktis über Zeiträume von einigen hundert bis hunderttausend Jahren aus Eiskernen, die in der Ostantarktis gebohrt werden. Dabei soll zuerst im zentralen Teil auf Dome C Concordia und später, an einer noch zu bestimmenden optimalen Lokalität im Dronning Maud Land (Atlantischer Sektor), gebohrt werden. Die wissenschaftliche Zielstellung dieser beiden sich ergänzenden Eiskerndatenreihen ist eine zweifache:

  • Erstens soll versucht werden, eine bestmögliche Beschreibung der schnellen, nichtlinearen klimatischen Schwankungen, die in grönländischen Kernen offensichtlich wurde, zu erhalten und die sie auslösenden Prozesse sowohl in Kalt-wie Warmzeiten zu erklären.
  • Zweitens sollen die Grundlagen erarbeitet werden, um die Mechanismen, die das globale Klima und die gekoppelten biochemischen Prozesse steuern, zu verstehen und die gegenwärtigen Veränderungen bewerten zu können.“ Die als Langzeitprograrnm ausgelegten EPICA-Arbeiten sollen über sieben Jahre laufen.

Am 20.November 1997 flog Dr.Fritzsche mit Singapore Airlines nach Singapur. Dort Ankunft am 21.11.97. Am gleichen Tag Weiterflug nach Christchurch. Die Ankunft in Neuseeland am 22.11.97. Einen Tag später begann die Seereise mit dem italienischen Expeditionsschiff ,,Italica“ in Richtung Terra Nova Bay. Die ,,Italica“ ist ein ehemaliger sowjetischer Eismeerfrachter, der über Jugoslawien nach Italien kam, wo das Schiff modernisiert wurde (Nachrichten-und Navigationseinrichtungen, neue Küche und neuer Aussenanstrich). Das Schiff traf am 6.Dezember 1997 bei der italienischen Station Terra Nova Bay (BTN) ein. Vom 6.12. bis 13.12.1997 befand sich Dr.Fritzsche auf der italienischen Station. Am 13.Dezember erfolgte der Flug mit einer Twin Otter der kanadischen Chartergesellschaft ,,Kenn Borek Air Ltd.“ nach Dome C. Die Twin Otter musste nach 500 km von BTN entfernt auf einem Feldflugplatz zwischenlanden, um nachzutanken.

Zu EPICA 1997-98 war die Station Dome C mit 27 Wissenschaftlern und Technikern besetzt. Die Bohrgruppe bestand aus sieben Mitarbeitern (Frankreich 5,Russland und Italien je 1). Das Wissenschaftlerteam war mit 10 Personen besetzt (Schweiz 3,Frankreich 2, Italien 2, Grossbritannien , Deutschland und Dänemark je 1). 10 Techniker erfüllten weitere logistische Aufgaben. Zuerst mussten verschiedene Gebäude errichtet werden, die für die Bohrung und Lagerung der Bohrkerne sowie für die Unterbringung der Teilnehmer notwendig waren. Die durch Eisdickenmessungen ermittelte Eistiefe wird hier am Dome C mit 3.200 bis 3.300 m geschätzt. Im ersten Jahr 1996-97 wurde eine Bohrtiefe von 123 m erreicht. Am 2.Januar 1998 begannen die diesjährigen Bohrungen, wo am 22.1.98 die Tiefe von 386 m geschafft wurde.
Die Versorgung von Dome C über Land erfolgt von der französischen Station Dumont  d‘Urville aus. Der Schlittenzug benötigt für die 1.200 km Strecke rund 14 Tage. In dieser Saison stürzte ein Kettenfahrzeug in eine Eisspalte. Der Fahrer konnte unverletzt geborgen werden. Weiterhin bestand auch Flugverkehr von Dome C nach Dumont d’Urville, Terra Nova Bay und nach McMurdo. Am 30.Januar 1998 flog die kanadische Twin Otter nach Urville.
Eine Verbindung der Expeditionsteilnehmer zur Aussenwelt bestand über satellitengestützte Faxnachrichten, wo die aus AWI-Kreisen bekannten Wochenbriefe und auch persönliche Nachrichten übermittelt wurden.

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Der Einsatz der deutschen Polarflugzeuge bei EPICA 1997-98
Die beiden Forschungsflugzeuge trafen bereits am 30.November 1997 an der Neumayer-Station ein. Die POLAR- 2 hatte folgende Besatzung : Stefan Grillenbeck, Stefan Seydel und Dirk Meinicke, die POLAR-4 : Andreas Knüppel, Helmut Hettinger und Henning Christen.  Glücklicherweise konnte das benötigte Flugbenzin von der „Polarstern“ aus über die 40 Meter hohe Sche!feiskante in Transporttankbehälter gepumpt werden und so zur Station transportiert werden.
Das vorgesehene Flugprogramm zur Eisdickenbestimmung mit dem Eisradar wurde von Neumayer aus geflogen. Vor den Kottasbergen lag eine gewisse Menge an Flugtreibstoff, sodass immer ein Tankstopp möglich war. Mit der POLAR-2 wurden Messflüge mit Eisradar zur Bestimmung der Eisdicke durchgeführt. Die POLAR-4 löste zumeist logistische Aufgaben und transportierte die erbohrten Eiskerne zur Neumayer-Station. Am 25.Januar 1998 waren die EPlCA-Flugaufgaben erfüllt, Es folgte der Rückflug auf bekannter Strecke über Halley- und Rothera-Basen nach Punta Arenas, wo die Skifahrwerke abgebaut und die Flugzeuge für den Atlantikflug nochmals gründlich gewartet wurden .

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